Januar/Februar 2025 - Argentinien+Uruguay/"Hermoso"-Tal...und quer dur's Land nach Uruguay

25. Januar - 06. Februar 2025

 

Wir sind zurück in Argentinien, es ist heiss im Flachland, wir durchfahren den kleinen Ort Malargüe und steuern direkt das Tal von Las Lenas an. Unterwegs gibt es ganz besondere kreisrunde kleine Seen zu bewundern, die "Pozo de las Animas", eine geologische Besonderheit bei der es durch Auflösung unterirdischer Gesteinsablagerungen zu Bodensenkungen und Erdrutschen kommt wobei sich kegelförmige kreisrunde Seen bilden. Las Lenas ist ein bekanntes Skigebiet in Argentinien wo auch unsere Schweizer Skitalente manchmal trainieren, aber jetzt im Sommer ist nicht viel los. Bis Las Lenas ist die Strasse geteert, das ändert sich schnell auf dem Weg weiter ins Tal und über die Berge Richtung Valle Hermoso. So schön ist es hier und es wird immer schöner, die Berge mit ihren Formen und Farben, eine Augenweide. Die Piste führt ein langes Stück talaufwärts bis wir auf einem Pass mit Blick ins Hermoso-Tal stehen, wow! Es ist Wochenende und wir sehen viel Betrieb unten im Tal auf dem Camping. So entscheiden wir uns auf dem Pass zu übernachten. Es stieben noch ein paar Fahrzeuge vorbei, stoppen, machen Fotos, geniessen die Aussicht, dann ist bald Ruhe, es wird dunkel und die Sterne leuchten um die Wette über uns.

Am frühen Morgen hören wir Hufgetrappel, immer mehr Pferde tauchen auf, in flottem Trab erreichen sie die Bergkante vor uns und umrunden den Iveco. Es nimmt kein Ende, am Schluss kommen die Gauchos hochgeritten aus dem Tal, lenken die ganze Herde geschickt ans richtige Ort und verschwinden flott hinter der nächsten Kurve, ein schönes Bild. Lange bleibt der Schatten über dem Tal, weit unten in der Ebene erwachen die Leute auf dem Camping, wir hören die Stimmen den Berg hochhallen und machen uns auch bereit. In vielen staubigen Kurven geht es abwärts ins grüne Tal, vorbei an dem imposanten Felsbrocken der hier wohl schon ewig steht. Die Sonne schickt ihre Strahlen über die Berge und verteilt ihr goldiges Licht in diesem "hermoso" Talkessel. Wir fahren gemütlich bis fast ans Ende der Strasse, überall könnte man einen Abzweiger nehmen zu einem tollen Plätzchen, verteilt stehen viele Fahrzeuge, es wird campiert, gefischt, gechillt und das Wochenende genossen. Auch wir finden einen schönen Fleck am Fluss, richten uns ein und finden diesen sonnigen Sonntag einfach herrlich hier! Es ist ein Kommen und Gehen, auf dem Fluss paddeln Boote vorbei, in der Ferne taucht eine Reitergruppe auf und verschwindet hinter der nächsten Flussbiegung, die Familie neben uns kocht ein Mittagessen, die Kinder spielen am Fluss. Am Abend machen sich alle auf den Heimweg und wir sind ganz alleine. Wir hängen noch einen Tag an, machen uns dann auf den Rückweg nach Malargüe und stellen uns auf den Camping Municipal. Wir möchten einen Servicetag einlegen, erledigen dies und das und sind bald wieder ready für die Weiterfahrt. Wir sagen den zwei netten Schweizern auf dem Camping Tschüss, bis bald, und fahren los.

Kaum auf der Hauptstrasse meint Beat "Was tönt denn da so komisch am Iveco?" Hhmmm, ich spitze die Ohren, ja, da ist ein Geräusch! Wir fahren ein kleines Stück aus dem Dorf, halten an, Beat liegt unter den Iveco und sieht sofort dass beim Verteilergetriebe die Kardanwelle locker ist, uiii gar nicht gut! Schnell wenden wir und stoppen bei der nächsten Autogarage. Der junge Chef eilt herbei und stellt sich als Leandro Zimmermann vor, lustig, seine Grosseltern stammen aus Deutschland, deutsch wird aber nicht mehr gesprochen in der Familie. Schnell ruft er einen seiner Mechaniker herbei, alles wird begutachtet und dieser meint, dass wohl ein Lager der Kardanwelle gebrochen ist! Das ist kein einfacher Schaden der kurz mal vor Ort geflickt werden kann! Die nächste Iveco Garage ist in Mendoza, rund 300 Kilometer entfernt. Beat telefoniert mit der Garage Ronner in der Schweiz, die Hoffnung die Kardanwelle abzuhängen und so bis nach Mendoza zu fahren zerschlägt sich, 300 Kilometer so fahren ist zu weit. Leandro von der Garage telefoniert mit Iveco Mendoza wegen Ersatzteilen und Terminen, es tönt nicht gut, die richtigen Ersatzteile werden in Argentinien wohl nicht erhältlich sein. Wir haben ein Deja-vue und sind richtig geknickt, Nein, Nein, es kann doch nicht sein dass wir nun schon wieder vor einem grossen Iveco-Problem stehen! Leandro meint er werde für uns einen Transport des Iveco's bis nach Mendoza organisieren und sich melden sobald er mehr weiss. Okay, heute läuft sowieso nichts mehr. Wir fahren die kurze Strecke zurück zum Camping und freuen uns sehr auf noch ein paar aufmunternde Plauderstunden mit Jeannine und Jerry. Wir kommen uns vor wie in einem falschen Film, sehen uns schon mit dem Tieflader nach Mendoza fahren, tagelang in der Garage zu warten, keine Ersatzteile zu finden, ein Hotel suchen, Ersatzteile in Europa zu bestellen, warten, ev. sogar nach Hause fliegen um die Ersatzteile zu holen...

Also, zuerst einmal drüber schlafen, wir können nichts tun im Moment. Am nächsten Morgen spazieren wir in die Stadt, warten auf eine Nachricht von Leandro, diese kommt am Mittag. Er hat sich Gedanken gemacht, schreibt dass am Nachmittag ein LKW Mechaniker zu uns auf den Camping kommt um nochmals den Schaden zu beurteilen. Super, wir sind gespannt. Es geht nicht lange kommt ein Pickup gefahren und drei Männer springen aus dem Fahrzeug. Einer liegt sofort unter den Iveco und kommt eine Weile nicht mehr hervor. Dann taucht er auf, lacht und sagt, nicht das Lager der Kardanwelle ist gebrochen, sondern eine Mutter die den Flansch der Kardanwelle auf der Getriebewelle hält hat sich gelöst! Waaas? Eine solche Mutter dürfte sich nicht lösen. Der Mechaniker fährt kurz zurück in seine Werkstatt, holt Loctite (Schraubensicherung) für die Mutter, hat in kürzester Zeit alles wieder zusammengesetzt und festgeschraubt, und "listo"! Wir jubeln und danken den drei Mechanikern ganz herzlich! Wie sind wir froh dass aus dem riesigen Problem einfach ein kleines, lösbares geworden ist, so happy, uns fällt ein Stein vom Herzen! Nun können wir weiter, der Iveco läuft, alles ist in Ordnung!

Leider erreicht uns am nächsten Morgen eine Nachricht von zuhause, meiner (Ruth's) Mutter geht es immer schlechter, sie ist 97 und ihre Kräfte schwinden...es tönt sehr ernst und schnell ist für mich klar dass ich nach Hause möchte. Jetzt habe ich die Chance sie nochmals zu sehen, eine nächste Chance gibt es vielleicht nicht.

Wir buchen einen Flug von Montevideo nach Zürich und machen uns zügig auf den Weg Richtung Osten, wir möchten den Iveco in Uruguay abstellen. Nach drei heissen Tagen mit vielen Fahrkilometern durch die Pampa rollen wir bei Fray Bentos über die Grenze nach Uruguay und sind bald in der grünen Oase bei Althausen's in Riachuelo. Wir packen, machen alles bereit im Iveco, fahren mit dem Bus nach Montevideo und fliegen nach Hause.

 

Drei Tage habe ich noch mit meinem Mami, dann schläft sie friedlich und für immer ein. Ich bin sehr froh um diese Zeit, um diese letzten Stunden mit ihr, zum Adieu sagen, sie wären sonst zerronnen, diese wertvollen Stunden und ich hätte sie nie nachholen können.

 

Wir machen nun, früher als geplant, eine Reisepause und werden bis im Sommer in der Schweiz bleiben. Alle freuen sich dass wir wieder zuhause sind und wir geniessen es Zeit mit unseren Kindern, den kleinen Enkeln und allen von der Familie zu verbringen.

 

Im Sommer werden wir zurück nach Uruguay fliegen und nordwärts fahren für nochmals ein paar Reisemonate im wunderschönen Südamerika!  

  

 


Unsere Strecke vom 25. Januar - 06. Februar 2025
Unsere Strecke vom 25. Januar - 06. Februar 2025