Januar 2025 - Chile+Argentinien/Vom Urwald in die Wüste

01. Januar - 12. Januar 2025

 

Ein neues Jahr beginnt, das Jahr 2025! Für uns started es mit einem gemütlichen Zmorge an einem Fluss in Chile, es ist an diesem Morgen grau, neblig und mystisch, wir blicken auf grüne Berge, Wälder, lauschen dem gleichmässigen Plätschern des Flusses neben uns, sinnieren über das Leben und über alles…stetig fliesst das Wasser des Flusses, weiter, immer weiter, manchmal sprunghaft, aber immer stark und verlässlich! So schön fliessend, stetig und sicher, mit manchmal ein paar  Sprüngen über wilde Wellen wünschen auch wir uns das neue Jahr. Wir sind gespannt was es für uns bereit hält…wo führt uns unsere Reise hin, wieviel Zeit verbringen wir in Südamerika, was passiert auf der Welt, was zuhause? Manchmal streift uns eine kleine Brise von Sehnsucht und es zieht uns trotz tollen Landschaften und schönen Erlebnissen hier in der Ferne manchmal ein kleines bisschen zurück in unsere Welt zuhause, für eine Pause, und vor allem für die Familie. Spätestens im Mai werden wir sie alle sehen, dann fliegen wir für einige Wochen in die Schweiz, zum innehalten und weiterplanen. So, genug der Melancholie ;-)! Wir sind sehr glücklich und dankbar für alles was wir haben, auf in’s 2025! 

Wir planen unsere nächste Etappe, sitzen über den Karten, messen Kilometer, wägen ab - das Chubuttal in Argentinien reizt uns sehr. Schon viele Male haben wir gehört wie schön es ist. An der Ostküste drüben haben wir über einen Abstecher nach Westen nachgedacht, uns dann dagegen entschieden. Jetzt wäre die nächste Gelegenheit, wir packen sie. 

Zuerst aber erreichen wir ein Stück weiter nordwärts den Nationalpark Queulat. Hier gibt es eine Wanderung zum hängenden Gletscher. Das Ticket für den Park muss man im Voraus online kaufen, zum Glück haben uns Marisa + Roland daran erinnert, wir hätten’s glatt übersehen. So stellen wir im nächsten kleinen Dorf das Natel auf Empfang, es findet eine Verbindung, wir lösen den Eintritt und fahren zum Park. Wir sind genug früh dran, bis spätestens um 13.30 Uhr muss man auf die Wanderung starten und um 16.30 Uhr müssen alle Leute fertig gewandert haben, dann wird der Park geschlossen. Wir fragen ob wir am Abend auf dem Campingplatz übernachten können. „Heute ist der Camping geschlossen, morgen wäre er wieder offen“ - okay. „Welches Fahrzeug gehört ihnen? Ah, das ist zu gross, sie dürfen nicht bis zum hinteren Parkplatz fahren, das Auto muss hier am Eingang des Parks abgestellt werden, es hat aber einen schönen Wanderweg neben der Strasse“ - wir schmunzeln, stellen den Iveco ab und machen uns auf zum Wanderweg der zum Wanderweg führt. Das Wetter hat aufgeklart, schön ist es durch diese urigen Wälder zu marschieren mit all den speziellen Pflanzen. Über eine Hängebrücke und aufwärts, über Steine, Wurzeln und durch Matsch geht es bis zum Aussichtspunkt. Es empfängt uns ein schöner Blick nach hinten ins Tal zum Gletscher, wow! Das Eis hängt über der Kante, ein mächtiger Wasserfall stürzt aus der Eiskappe in die Tiefe, das Wasser strömt als verzweigter Fluss weiter in die nahe Laguna Tempanos unter uns, schön! Wir teilen den Aussichtspunkt mit vielen Wanderern, der Platz ist begrenzt, so machen wir uns bald auf den Rückweg, holen Marisa + Roland ein, genau heute sind auch sie hier unterwegs, lustig. 

Am nächsten Tag verlassen wir die Carretera Austral, zweigen bei Santa Lucia ab und fahren über’s schöne Dorf Palena zur Grenze. Der Papierkram ist schnell erledigt und schon sind wir auf argentinischen Strassen unterwegs. Berge und Grün wechseln bald zu trockener Steppe, es wir immer wärmer und auf dem Weg nach Paso de Indios sind wir froh einen schattigen Nachtplatz unter Bäumen zu finden. Wir biegen ab auf die Strasse RP12 und ins Chubuttal. Kaum eine Handvoll Fahrzeuge begegnet uns in den nächsten drei Tagen. Das Tal ist lang und breit, wir fahren mal weiter weg vom Rio Chubut, mal näher am Wasser. Es ist knochentrocken hier, nur entlang des Fluss ist es grün. Immer wieder erblicken wir Bäume, gepflanzt zum Schutze eines Hauses, einer Farm oder als Schutz für die Tiere. Im kleinen Dorf Paso del Sapo gibt es ganze Alleen von Bäumen, die wunderbar Schatten spenden in der Wärme. Oder es wächst richtig schönes Gras als Futter zwischen den Baumreihen. Solche Bäume finden und nutzen wir für die Mittags- und Nachtpause, nicht ganz einfach, da auch hier viele Grundstücke privat und eingezäunt sind. Das Tal ist gespickt mit schönen, imposanten Felsformationen und bunten Bergen, wir geniessen die Fahrt, unsere Augen schweifen hin und her und ständig entdecken wir etwas Neues und Schönes. Der Höhepunkt ist der riesige Felsbrocken Piedra Parada der ganz alleine mitten in der Landschaft steht plus der schöne Canyon Las Buitreras. Hier ist einiges los, ist es doch ein Klettergebiet und sehr beliebt. Es ist Nachmittag, die Sonne brennt, für die Canyonwanderung ist es uns zu heiss, wir verschieben das auf den Tag danach, fahren ums Eck und nehmen die nächste Piste in ein wunderbares Tal, genau mein Ding, ich bin mehr als begeistert was uns hier erwartet! Ein Tal voller farbiger Berge und schönster Felsen, für mich DAS Highlight! Wir fahren bis es nicht mehr weitergeht „Chum, mir fahred no um de nächsti Egge und über de Hügel au no!“. Wir stellen uns unter einen hohen Felsen und haben den perfekten Schatten- und Nachtplatz, die Sonne versinkt und zaubert eine schöne Stimmung, es ist so still hier, kein einziger Mucks ist zu hören, über uns strahlen die Sterne vom Himmel! Es wäre ein Ort zum Bleiben, aber die heisse Temperatur durch den Tag lässt uns am nächsten Morgen zum Canyon runterfahren. Wir melden uns beim Ranger an, tragen uns auf der Liste ein und können los in den Canyon. Es ist noch schön kühl, die Sonne hat den Boden im Canyon noch nicht erreicht und wir können weite Stücke im Schatten zwischen den hohen Felsen laufen. Es ist schon richtig Betrieb hier, überall wird geklettert und wir schauen zu wie die jungen Leute mehr oder weniger flink die steilen, glatten Wände erklimmen. Weiter geht es für uns durs Chubut Tal, die Spannung im nördlichen Teil nimmt ab, es begleitet uns wieder vorwiegend Steppenland. Tiere sehen wir überall, viele so mager dass sie uns einfach nur leid tun, kein Wunder, was sollen sie fressen in dieser so kargen Landschaft wenn sie einfach sich selber überlassen sind?

 

Unser Weg führt uns wieder Richtung Berge, es wird grüner, in Nadelwäldern reiht sich Baum an Baum, es gibt Wiesen und Futter für die Tiere, glücklich die Pferde, Kühe, Schafe die hier leben. Wir besuchen den Nationalpark Los Alerces. Hier merken wir dass nun Ferienzeit ist, so viele Autos sind unterwegs auf der Piste entlang der blauen Seen, die Campings liegen toll am Wasser, aber sind so voll dass wir weiterziehen und uns schlussendlich in Trevelin auf einem ruhigen Campingplatz einnisten. 

Alles wichtige ist aufgebraucht, ich backe noch schnell einen Lebkuchen, der Honig verschwindet im Teig, und husch, schon haben wir den Zoll hinter uns und sind wieder zurück in Chile - weiter geht es auf der Carretera Austral! 

Nördlich von Chaitén fehlt ein Stück Strasse, dieses wird mit zwei Fähren überbrückt. Wir haben die Fähren auf den 12. Januar gebucht, so haben wir noch etwas Zeit. Wir machen uns auf zu einer weiteren Märchenwald-Gletscher-Wanderung. Eigentlich ist der Trail geschlossen wegen Wartungsarbeiten, lese ich im iOverlander-App, schade, als wir aber am Parkplatz vorbei fahren stehen einige Autos da. Kurzerhand kehren wir um, stellen den Iveco ab und tauchen in den Urwald ein. Der Weg ist wirklich nicht gewartet, die guten Holzstege enden beim zweiten Aussichtspunkt, weiter geht es auf einem abenteuerlichen Pfad. Wir klettern über Baumstämme, ducken uns durch wild wachsenden Pflanzen bis wir den letzten „Mirador“ erreichen. Es hat sich gelohnt, der Blick von hier zum Gletscher ist eindrücklich! 

Im kleinen Dorf Amarillo gibt es als Sehenswürdigkeit ein altes Flugzeug mit einem kleinen Café dazu, wir sind neugierig. Wir erfahren dass hier ein junges Paar aus England lebt, sie haben das alte Wrack übernommen und möchten darin bald ein kleines Museum über die Geschichte des Flugzeugs einrichten. Es ist eine alte US-Transportmaschine, in den 70ger Jahren während dem Bau der Carreta Austral nicht weit von hier notgelandet, zum Glück wurde niemand verletzt. Das Wrack blieb liegen bis es von Chilenen nach Amarillo geschaffte wurde. Sie bauten es aus und lebten viele Jahre in ihrem speziellen Flugzeug-Häuschen. Ein schöner Stop bei Kaffee und feinem Kuchen, dazu eine lustige Story.

Wir fahren bis nach Chaitén, schön liegt das Dorf an der Pazifikküste, mit einer traurigen Geschichte in der Vergangenheit. Im Mai 2008 mitten in der Nacht werden die Bewohner des Dorfes von starken Erdbeben und einer Explosion geweckt. Der Vulkan Chaitén, rund 10 Kilometer vom Städtchen entfernt ist ausgebrochen. Von seiner Existenz haben die „Chaiteninos“ und auch die Vulkanologen nichts gewusst, der letzte Ausbruch des Vulkans liegt rund 9000 Jahre zurück, der Vulkan galt als erloschen. Chaitén wurde innert eines Tages von einer dicken Ascheschicht bedeckt, die Erde bebte, 20 Kilometer hoch stieg die gewaltige Rauchsäule auf und verdunkelte sogar nach einigen Tagen Buenos Aires. In einer Blitzaktion evakuierte die Regierung rund 7000 Einwohner, diese liessen ihr ganzes Hab und Gut zurück. Für die Tiere gab es keine Rettung, Tausende Nutztiere blieben auf den dick mit Asche bedeckten Weiden zurück und wurden ihrem Schicksal überlassen. Ganze Strassenzüge wurden verwüstet, Häuser weggespült oder unter dickem Schlamm begraben, Strom- und Wasserversorgung zerstört. Es folgte ein Streit über die Zukunft von Chaitén, die Regierung wollte das Städtchen weiter nördlich bei Santa Barbara neu aufbauen. Aber erfolgreich kämpften viele ehemalige Bewohner von Chaitén für ihr Dorf, sie kehrten schon nach wenigen Monaten zurück, räumten auf, setzen Häuser wieder in Stand, sorgten für Strom und Wasser und empfingen wieder Touristen. Die Regierung wurde überzeugt und willigte ein das Dorf neu aufzubauen. Heute erinnert nicht mehr viel an dieses Drama, sonnig ist der Tag, gemütlich das Leben im Dorf zwischen Hügeln, Wälder und dem Meer.

Am Abend treffen wir am schönen Strand in Santa Barbara auf alte und neue Reisebekannte, geniessen eine gemütliche, lustige Runde, bleiben noch einen Tag an diesem schönen Ort und fahren dann zur Fähre in Caleta Gonzalo. 

             


Unsere Strecke vom 01. - 12. Januar 2025
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