Eine Zusammenfassung:
1.
Rund zwei Wochen nach unserem Start in Uruguay hatten wir im Süden von Brasilien einen Getriebeschaden der zum Glück innerhalb von zwei Wochen in der sehr guten Iveco Garage Possoli im Städtchen Criciuma repariert werden konnte.
Zum Glück fanden die Mechaniker in ihrem Ersatzteil-Lager-Fundus eine gebrauchte Welle die genau zu unserem Iveco passte, so konnten sie mit diesem Teil und unserer einen kaputten Welle eine neue, wieder voll funktionsfähige Welle kreieren, alles zusammensetzen und wieder einbauen. Wenn das nicht geklappt hätte, hätten wir ein neues Getriebe aus Europa organisieren müssen, die Iveco Garage hätte in Brasilien kein passendes Getriebe für uns bestellen können. Welch ein Glück und wie froh waren wir über die Super-Mechaniker in Criciuma! Laut ihnen war der Grund für den Schaden „zu wenig Getriebeöl im Getriebe“, einen Ölverlust hatten wir aber nicht.
Für uns lag darum die Vermutung nahe dass die Garage zuhause in der Schweiz beim grossen Service vor der Verschiffung nicht sorgfältig gearbeitet hat, sie haben alle Öle ausgewechselt und kontrolliert. Nach Rücksprache mit der Garage meinten diese dass nicht der Ölstand sondern ein mechanischer Schaden für unser kaputtes Getriebe verantwortlich gewesen sein muss.
Somit: Ursache unklar.
2.
Das sehr grosse Problem aber waren die ständig wiederkehrenden vielen Fehlermeldungen/Notläufe des Ivecos. Diese kamen ab Iguazu/Argentinien richtig serienmässig, vor allem (aber nicht nur) wenn der Motor Leistung brauchte, das heisst bergauf. Bei jedem Alarm leuchtete der Fehlercode 024 auf, und bei jedem Alarm (das waren sehr viele in all diesen Wochen) ging der Iveco sofort in den Notlauf, das heisst, das Fahrzeug hatte mit jeder Fehlermeldung augenblicklich nur noch eine sehr gedrosselte Motorleistung, was vor allem in Steigungen, bei viel Verkehr und keiner Ausweichmöglichkeit sehr unangenehm war. Wir mussten jedesmal möglichst schnell von der Strasse abfahren, anhalten, den Motor abstellen, warten, den Motor neu starten, weiterfahren. Der Notlauf war dann wieder weg bis zum nächsten Alarm, das dauerte manchmal nur ein paar Hundert Meter oder ein paar Kilometer oder mehr, oftmals wiederholte sich dieses Szenario 10 -15 x innerhalb weniger Kilometer. Nach 3-4 Fehlermeldungen leuchtete auch immer die Motorkontrolllampe auf.
Zwischendurch fuhren wir aber auch eine 800 Kilometer lange Strecke durch den Chaco bis nach Salta im Westen von Argentinien ohne Fehlermeldung, alles war flach, es hatte keine Steigungen.
Zum Glück gibt es in Südamerika Iveco Garagen, im Gegensatz zu Nordamerika. Bei der Auswertung mit dem Easy-Diagnosegerät in den Garagen zeigte es, neben anderem, immer auch einen „zu tiefen Ladedruck“ an, was auf ein Problem mit dem Turbokreislauf, Leitungen, Schläuchen etc. hinwies.
Diese Teile und vieles mehr wurden wiederholt kontrolliert in jeder Garage. Die "Turboklappe" (Aktuator) wurde zweimal ausgebaut und revidiert, Schläuche, Leitungen, Filter, Sensoren, Kabel, Stecker, Magnetventil etc. kontrolliert, gereinigt oder ersetzt, plus Diverses dazu.
Die Fehlermeldungen hörten aber nicht auf, sogar nach dem Auswechseln des ganzen Turbos plus dem Ersetzen des defekten Ladeluftkühlerschlauchs den sie bei unserem letzten Garagenbesuch in Jujuy/Argentinien noch entdeckt haben.
Wir verschifften den Iveco Ende September 2023 von Montevideo zurück nach Hamburg und brachten ihn im November in der Schweiz, nicht mehr zu unserer bisherigen Garage, sondern zur Garage Ronner in 8856 Tuggen.
Diese Empfehlung bekamen wir von anderen Reisenden, eine super Empfehlung!
Schnell entdeckte der Mechaniker bei Ronner dass die Iveco Garage in Jujuy/Argentinien uns einen falschen Turbo, falsche Sensoren, ein falsches Magnetventil eingebaut hat, nicht kompatibel mit unserem Typ Iveco. Wir haben die Mechaniker in Argentinien damals auf die Artikelnummern angesprochen. Sie sagten dass Iveco diese Nummern immer wieder etwas ändere, es sei alles in Ordnung, die Teile seien die richtigen.
Bei Ronner meinte der Mechaniker, gewisse Sachen am Turbo sehen gebastelt aus, die Stange, an der die Turboklappe/Aktuator hängt, war viel zu lang, die Klappe konnte sich so nicht bewegen und somit auch nicht funktionieren.
Aber wieso hat der Iveco nach dem Einbau des „neuen, falschen“ Turbos in Argentinien mit dem genau gleichen Muster die gleichen Fehlermeldungen weiter angezeigt?
Es kann laut Mechaniker gut möglich sein, dass die Fehler mit dem falschen Turbo einfach wieder neu eingebaut wurden und das Theater sich somit nahtlos fortsetzte.
Die Garage Ronner hat uns nochmals einen neuen, nun richtigen, Turbo eingebaut, die falschen Sensoren, das Magnetventil etc. wurden auch ersetzt durch die richtigen Teile. Sie haben alles kontrolliert, auch Teile der Vakuumleitungen wurden ersetzt. Es kann sein dass sich in diesen Leitungen Miniteilchen an Dreck einnisten, die sich dann hin und her durch die Leitung bewegen und etwas verstopfen können. Es gibt bei diesen Leitungen ein T-Stück mit zwei verschiedenen Durchmessern, der kleinere wurde nun aufgebohrt damit alle Durchmesser gleich sind.
Auch das kann ein Grund sein für solche Fehlermeldungen wie wir sie hatten.
Aber was war denn nun die genaue Ursache und das eigentliche Problem des Ivecos?
Wir wissen es nicht!
Wir können nur Vermutungen anstellen und denken dass schlussendlich das Ganze wohl ein Ergebnis von nicht entdeckten Mängeln und eine unglückliche Verkettung von diversen Aktionen oder eben Nicht/Falsch-Aktionen in den verschiedenen Garagen war.
Hätte unsere damalige Garage beim Service vor der Verschiffung mit viel Sorgfalt gearbeitet, das gemacht um was wir sie gebeten haben, hätten sie die Turboklappe/Aktuator so revidiert wie von uns gewünscht, hätten sie alle Schläuche richtig gut kontrolliert, wären wir vielleicht gar nicht in diese Situation gekommen.
Vielleicht war unser Turbo gar nicht kaputt, wie sie uns gesagt haben in Jujuy/Argentinien und man hätte dieses Teil nicht wechseln müssen. Wollten sie einfach noch "etwas machen" weil sie nicht weiter wussten? Ein Turbo war ja per Zufall am Lager, oh Wunder, richtig oder falsch...war es Unwissen von den Mechanikern in Jujuy, oder haben sie uns getäuscht, etwas vertuscht und nach dem Einbau sehr wohl bemerkt, dass die ersetzten Teile, vor allem der neue, falsche Turbo (auch) nicht funktionieren? Gut möglich. Vielleicht wären die Fehlermeldungen weg gewesen mit der richtigen Revision der Turboklappe/Aktuator beim alten Turbo plus dem Auswechseln des kaputten Ladeluftkühlerschlauchs am Schluss - dieser wurde aber leider erst NACH dem Auswechseln des ganzen Turbos entdeckt und ersetzt. Vielleicht war der Übeltäter auch ein kleines, wanderndes Dreckteilchen in der Vakuumleitung - es gibt auf diese Frage keine klare Antwort und die wirkliche Ursache bleibt im Verborgenen.
Noch mehr studieren bringt nichts, es ist wie es ist - die Vergangenheit ist Geschichte, die Gegenwart leben wir jetzt und auf alles in der Zukunft freuen wir uns!
Nun haben wir den Iveco zurück, alles was nötig, sinnvoll und möglich war ist gemacht, unser Iveco ist wieder im Originalzustand und, nach allem, fast wie neu!
Im März/April 2024 fahren wir für ein paar Wochen nach Italien/Frankreich und machen eine richtig grosse Probefahrt. Wir hoffen auf kein einziges Alarmlämpli auf dem Display, dann wäre unser Vertrauen ins Fahrzeug bald zurück!
Ich habe noch kurz die Anzahl der Fehlermeldungen zusammengezählt =
das Alarmlämpli hat in Südamerika rund 120 x aufgeleuchtet, dazu gab es die gleiche Anzahl an Notläufen des Motors!