Es gibt einen weiteren Blogeintrag von Island, obwohl schon einer existiert von 2014 mit einer ganzen Palette an Fotos. Aber jede Reise ist eine neue Reise! Wir werden wohl auf alten Pfaden unterwegs sein, Highlights besuchen die wir schon kennen und immer noch Highlights sind...darum sind Wiederholungen nicht ausgeschlossen! Einige Orte sind jedes Mal von Neuem schön, die kann man nicht weglassen, nicht im Text und nicht im Bild. Wir werden aber auch Neues entdecken, uns noch unbekannte Strecken fahren, an anderen Orten verweilen, wir freuen uns!
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23.Juli - 30. Juli 2020
In diesem Corona-Sommer ist alles anders. Unsere Reise nach Südamerika ist auf unbestimmte Zeit verschoben, die Schweiz ist übervoll, es zieht uns in nördliche Weiten - Schweden, Norwegen…oder Island? Die Grenzen zu Deutschland und Dänemark sind offen, wir checken die Fähre, Platz hat es mehr als genug, die Entscheidung fällt schnell. Knapp zwei Wochen später sind wir auf dem Weg nach Hirtshals in Dänemark. Durch ganz Deutschland fahren wir nordwärts, westlich von Hamburg nehmen wir die Fähre über die Elbe, fahren ein Stück dem Nordostsee-Kanal entlang und weiter bis in den nördlichsten Zipfel von Dänemark. Am 28. Juli legt dort die „Norröna“ ab, nimmt uns mit über die Färöer Inseln nach Island, gut zwei Tage dauert die Überfahrt. Als Schweizer müssen wir uns in Dänemark beim Einchecken aufs Schiff in die Schlange für den von Island verlangten Covid19-Test anstellen. Der wird direkt durchs Autofenster gemacht, wir müssen nicht mal aussteigen.
Wie schön noch einmal auf dem Deck zu stehen, die ersten grünen Hügel von Island zu entdecken. In der Ferne taucht der kleine Hafen von Seydisfjördur auf, das mächtige Schiff dreht sich im engen Fjord, legt an, die dicken Seile werden vertäut, wir sind da und freuen uns, einmal mehr in Island zu sein!
Nie hätten wir gedacht dass das so schnell oder überhaupt nochmals sein wird, die mittlerweile riesige Menge an Touristen hätte uns abgehalten. Aber dieser Sommer ist anders, in jeder Hinsicht, es fehlt ein grosser Teil an Touristen in Island, ein ausschlaggebender Grund für unsere spontane Entscheidung.
30. Juli - 07. August 2020
Der erste Tag ist sonnig und warm, wir fahren über den kleinen Pass bis nach Egilsstadir, geniessen das Wetter und übernachten in der Nähe. Bald wissen wir dass unser Covid-19 Test in Ordnug ist, wir haben freie Fahrt!
Nach einem ersten Schwenker Richtung Nordosten bis Vopnafjördur machen wir uns auf ins Hochland. Im August möchten wir soviel Zeit wie möglich im einsamen, unbewohnten Hochland verbringen. Sobald der erste Schnee fällt, vielleicht ist das schon im September, werden viele Hochlandpisten gesperrt, dann ist dieses Abenteuer vorbei.
Von der Ringstrasse, der Hauptstrasse die rund um die Insel führt, fahren wir über den Weiler Mödrudalur bis zur Hütte Dreki beim grossen Vulkankrater Askja. Nur eine Hand voll Abenteurer übernachtet hier, es hat noch jede Menge Platz auf dem Camping. In einem normalen Sommer wäre hier wohl die Hölle los. Am anderen Tag wandern wir durch die mächtige Caldera der Askja zum Kratersee Öskjuvatn. Schon einmal waren wir hier, im 2014, und sind dieses Mal nicht weniger beeindruckt von den unglaublichen Naturgewalten die diese Insel geformt haben!
Nach einer kurzen Rücksprache mit dem Ranger in der Dreki Hütte und der Antwort „Yes, you can, but very slowly!“ nehmen wir das Stück der nicht ganz einfachen Piste F910 (Gaesavatnaleid sydri) ins tiefe Hochland in Angriff, ein Abenteuer!
Über weite Sandflächen und durch Gletscherabläufe geht es den Bergen entgegen. Das Wetter ist kühl und bedeckt, so gibt es wenig Schmelzwasser vom nahen Gletscher, die grossen Schwemmebenen sind gut zu durchfahren. In Schrittgeschwindigkeit kraxeln wir bald über viel Gestein einen langen Bergrücken empor. Wir orientieren uns an den gelben Markierungen, ohne diese wäre der Weg oft kaum zu finden. Hier oben am Kraterrand des Urdarhals werfen wir einen Blick in den tiefen Schlund und bleiben stehen für die Nacht. Das Wetter ist rau, ein zügiger Wind fegt über den Berg, bald prasselt der Regen aufs Ivecodach.
Die Sicht am nächsten Morgen ist nicht viel besser, so warten wir ab bis der Nebel sich lichtet, wir haben keine Eile. Über ein Hochplateau voller Vulkangestein und Plattenlava geht es langsam weiter. So schön! Wir geniessen diese Weite...Sand, Steine, Berge, Wasser, Eis, unglaublich eindrücklich! Nahe dem Gletscher Dyngjujökull vorbei, durch weitere von Wasserläufen durchzogene Ebenen schlängelt sich der Weg in die Tiefe zu den grün eingebetteten Gaesnavötn, den Gänseseen. Während zwei Tagen treffen wir kein anderes Fahrzeug an, eine Superstrecke liegt hinter uns! Die Piste mündet schlussendlich in die berühmte Piste F26, die Sprengisandur, die Nord- und Südisland übers Hochland verbindet. Der Zauber der Einsamkeit verfliegt etwas, sind doch hier wieder ein paar Fahrzeuge unterwegs. Wir wenden uns nach Norden, durchfahren riesige Stein- und Sandwüsten, sitzen einen Hudeltag gemütlich im Iveco aus, übernachten bei der Hütte Laugafell, inklusive abendlichem Bad im natürlichen Hotpot, treffen auf wunderschöne Wasserfälle, wieder auf die Ringstrasse und sind bald beim Myvatn See , dem Mückensee.
Es ist wohl gerade eine neue Population geschlüpft, diese kleinen schwarzen Biester wollen uns fressen, ein Graus! Nach einer Nacht flüchten wir und lassen den See hinter uns. Wir sparen uns die Leckerbissen an diesem schönen Ort bis Ende September auf, dann werden wir nochmals in der Gegend sein.
07. August - 13. August 2020
Nach einem Stück auf der Strasse Nr. 1 Richtung Osten wechseln wir auf die Piste F88 und übernachten bei windigem Wetter am Fusse des Tafelberges Herdubreid. Wir durchfahren schöne karge Landschaften, langsam geht es auf der Piste Austurleid nach Osten, über den Karahnjukar Staudamm zum Lögurinn-See und in die Ostfjorde.
In Neskaupstadur bleiben wir auf dem kleinen Camping über dem Dorf stehen, wir haben einen Logenplatz mit Blick über die Häuser und den Fjord, super! Der nächste Tag ist ein Dorftag, schon vor dem Frühstück schwimmen wir eine Runde im „Sunlaug“, im Schwimmbad, und plaudern mit einem Isländer beim Entspannen im Hotpot. Toll, diese kleinen Schwimmbäder in fast jedem Dorf und natürlich all diese Hotpots in freier Natur, gespiesen von heissem Wasser aus dem Boden. Nach dem Zmorge wandern wir der Küste entlang, schauen uns im Zentrum um und kehren im einzigen kleinen Café ein. Retour beim Camping begleitet uns die Sonne durch den Abend, herrlich, es ist wohl der erste so milde Abend auf unserer Reise, wir kochen, essen draussen und geniessen die dramatischen Stimmungen am Himmel!
Der Ostküste entlang Richtung Süden umfahren wir Fjord um Fjord, die Strasse verläuft nahe am Wasser oder in luftiger Höhe. Es drängeln sich kleine farbige Fischerdörfer an die Hänge oder breiten sich am Fjord aus, Faskrudsfjördur, Stödvarfjördur, Breiddalsvik…das Wetter ist ganz seltsam, sonnig und herrlich in den Fjorden, stürmisch und neblig beim Umrunden der nächsten Landzunge. Dies wiederholt sich einige Male, schliesslich verfolgt uns der dicke Nebel und lässt uns an diesem Tag nicht mehr los.
Wir wundern uns nicht, wir wissen, das Wetter ist in Island ein Thema für sich. Es heisst es gibt nicht ein Wetter, sondern es gibt die Wetter, so sind die Tage oft voller Überraschungen.
Bis jetzt haben uns die Wetter noch nicht viel Sonne gegönnt. Da wir genügend Zeit haben, bleiben wir auch einfach mal einen Tag stehen wenns regnet, stürmt und den Iveco schüttelt, dafür zaubere ich ein frisches Brot und einen feinen Kuchen auf den Tisch!
Der nächste Morgen lässt die Landschaft leuchten, wir verweilen im herzigen Fischerdorf Djupivogur, wandern um die Landzunge, trinken draussen an der Sonne Kaffe, gemütlich und ruhig ist es hier. Weiter führt uns die Strasse südwärts, über Höfn, den schwarzen Kieselstrand am Lonsfjördur und für Abstecher ins wilde Tal von Lonsöraefi.
14. August - 17. August 2020
Ein klarer Morgen verspricht einen herrlichen Tag...von unserem Nachtplatz ist es nicht weit bis zum Gletschersee Jökulsarlon. Wir sind früh wach und aus den Federn! Schnell sind wir bereit, schon früh um halb7 stellen wir den Iveco auf den noch leeren Parkplatz unter der Brücke. Wir drehen eine erste Runde entlang der Lagune voller schwimmender Eisklötze, wunderschön in diesem Morgenlicht! Vom See treibt das Eis durch den Fluss ins nahe Meer, die Strömung und die Wellen werfen die Eisgebilde an den schwarzen Strand. So wandern wir dem Meer entlang durch eine kleine Wunderwelt, um diese frühe Zeit fast alleine! Nach einer Iveco-Kafi-Pause geht es nochmals auf einen ausgedehnten Spaziergang, jetzt schon mit etwas mehr Publikum. So schön ist es hier! Gegen Mittag wechseln wir zum Fjallsarlon, ein kleines Stück weiter, auch dieser Gletschersee ist ein Besuch wert. Die Strecke von den Ostfjorden Richtung Süden ist gespickt mit Gletscherzungen des mächtigen Vatnajökull die zum Teil erwandert werden können, wie beim schönen Svinafellsjökull, eine spezielle Gegend!
Den Skaftafell Nationalpark lassen wir dieses Mal links liegen, es ist Wochenende, die Leute sammeln sich, viele Isländer sind unterwegs, so bleiben wir zwei Nächte auf einem kleinen, gemütlichen Campingplatz stehen. Die Sonne scheint, es ist herrlich warm zum draussen Sitzen, Geniessen, Lesen, Kochen, Essen...und einen Ruhetag machen. Vollgetankt mit Sonnenstrahlen brausen wir weiter über die riesigen Sanderflächen, vorbei bei Kirkjubaejarklaustur (cooler Name, gäll…) bis zur Abzweigung zu den Lakikratern. Das Wetter ist tiptop, am Ende der Piste wandern wir steil einen Berg empor und blicken über die ganze Kraterreihe eines schlimmen Vulkanausbruchs im Jahr 1783-1784 (ich habe im Blog vom 2014 über die Laki Katastrophe berichtet). Es wird grau, die Sonne ist weg, wir fahren bis zum Camping an dieser Rundtour und parkieren den Iveco zwischen bemoosten Lavasteinen. Nur drei weitere Fahrzeuge stehen am Abend mit uns hier, Platz hätte es für viele mehr.
17. August - 20. August 2020
Nach einem „Servicetag“ in Vik geht es auf die nächste Hochlandpiste, die F210, auf der wir die Nordseite des Myrdalsjökull umrunden. Über eine Hocheben, vorbei am schönen Axlarfoss furten wir bald den recht breiten Fluss Holmsa. Wir durchfahren weite Flächen von Schwemmsand, weiss leuchtet der Gletscher in der Ferne, der markante Berg Maelifell kommt näher, so schön sieht er aus, wie seine steilen, gleichmässigen Flanken aus schwarzer Lava bis oben zum Spitz mit grünen Moosen bewachsen sind. Auf der kilomerlangen Strecke durch die Sand- und Lavawüste Maelifellssandur staubt es ganz gehörig, kleine Sandstürme vernebeln die Sicht, es knirscht zwischen unseren Zähnen, irgendwie findet der Staub immer einen Weg ins Auto. Wir wechseln auf die Piste F261, durchfahren tiefe Wasser und vertreten uns die Beine bei einer Wanderung zum Markarfljot Canyon. Zurück auf der F210 erreichen wir bald den idyllisch gelegenen Alftavatn (Schwanensee). Hier übernachten wir. Die Hütte liegt an der bekannten Laugavegur Trekkingroute, so hat es neben uns einige Wanderer mit Riesenrucksäcken die hier ihr Zelt für die Nacht aufschlagen. Nebel und eine darin versunkene mystische Landschaft begleitet uns am nächsten Tag weiter in Richtung Süden.
20. August - 23. August 2020
Wir durchfahren den kleinen Ort Hella im Süden von Island und schon sind wir wieder im Hochland, in Landmannalaugar…Berge voller Farbe, ein Lavastrom aus tiefschwarzem Obsidian, heisses Quellen und Wanderwege mit toller Aussicht warten auf uns. Schon fast sind wir da, da blinkt es im Iveco. Auf dem Display steht „Motor kontrollieren!“ Ach Nein, so etwas hatten wir doch schon auf dem Weg nach Hamburg vor der Verschiffung nach Kanada! Wir fahren mal bis ins Camp von Landmannalaugar und überlegen. Dank Natel Empfang können wir googeln. Wir finden heraus dass es genau eine Iveco Garage in Island gibt und diese ist in Kopavogur bei Reykjavik. Von dort sind wir knapp 200 km entfernt, es ist Donnerstag, das heisst Morgen ist Freitag, dann ist Wochenende, bis am Montag gibts dann nichts mehr…so nehmen wir den Hörer zur Hand, melden uns in der Garage an und machen uns auf den Weg nach Kopavogur. Im Gemüsedorf Hveragerdi übernachten wir und stehen am Freitagmorgen um 8 Uhr bei der Iveco Garage. Nach einem Check teilt uns der Mechaniker mit, dass der Übeltäter Luftmengenmesser heisst, nicht weiter schlimm, er setzt den Fehler zurück, wir sind froh ist es nicht mehr und rollen retour Richtung Hochland. Landmannalaugar wartet nun etwas, fast am Weg liegt nämlich noch eine andere Gegend die wir nicht kennen, die Gegend von Veidivötn, eine wunderschöne Seenlandschaft und ein beliebtes Angelgebiet der Isländer. Übernachten und campen kann man bei der Hütte von Tjarnarkot. Am anderen Tag machen wir eine Seenrundtour, es gefällt uns, superschön ist die Landschaft hier mit all diesen verschiedenen Seen, wow!
Nach viel Wasser nehmen wir die Piste nach Jökulheimar unter die Räder, die Landschaft ändert sich von moosig grünen Hügeln zu Staub, Sand und Stein. Nach 40 km erreichen wir die Hütte, fahren aber noch weiter auf der holprigen Piste, näher zum Tungnaarjökull (Jökull=Gletscher) heran. Bei einem Fluss ist Endstation, die Strasse wird immer schlechter, so bleiben wir hier für die Nacht. Die Sonne wärmt, es bläst ein frischer Wind, Beat kocht den feinen Fisch in der Outdoorküche und gut eingepackt lässt es sich noch einige Zeit draussen sitzen.
Später am Abend staunen wir wie sich das Flussbett innert kurzer Zeit mit richtig viel Wasser füllt, Gletscherwasser vom nahen Gletscher, geschmolzen am Tag und jetzt hier angekommen. Diesen Gletscherflüssen muss man immer Beachtung schenken, sie sind nicht zu unterschätzen. Kann am Morgen ein Fluss ohne Probleme durchfahren werden, ist das vielleicht am Abend nicht mehr möglich.
Die Strecke ist eine Sackgasse, so drehen wir den Iveco am nächsten Tag um 180 Grad und fahren retour durch die endlose Sandwüste mit lauter Nichts, uns gefällts!
23. August - 27. August 2020
Wir nehmen die Piste nach Landmannalaugar, am Nachmittag parkieren wir auf dem Camping und machen uns auf in die schönen Berge, wir müssen das Wetter nutzen. Durch ein Lavafeld so schwarz und glänzend wie die Nacht, durch buntes Gestein, an speienden Töpfen vorbei erklimmen wir auf dem steilen Pfad den Berg Brennisteinsalda. Von hier oben haben wir eine tolle Aussicht über die ganze Farbpalette der Hügel und Berge, wunderschön, und das alles getaucht in warmes Abendlicht, einfach nur fantastisch!
Am nächsten Morgen schlagen wir eine andere Richtung ein, wandern weit hinein in ein Tal, vorbei an kochenden Wasserlöchern und umgeben von schönsten steinigen Hügeln. Die Sonne scheint, welch ein Glück, ohne Sonne wären die Berge nur halb so schön!
Das Wetter wird schlechter, es geht südwärts auf der F208, wir machen sozusagen eine Hochlandrundtour und werden in ein paar Tagen wieder in Vik an der Südküste sein. Bei der Feuerspalte Eldgja biegen wir ab auf die F233 und treffen am Abend nochmals auf den Fluss Holmsa den wir vor einigen Tagen schon durchquert haben, ein Scheitelpunkt. Es gibt da auf dem Hügel neben dem Fluss ein schönes Aussichtsbödeli, hier bleiben wir stehen, auch am nächsten Tag, erkunden die Gegend und geniessen das Nichtstun...leider lädt das Wetter nicht zum Draussen sitzen ein. Auch das zweite Mal kommen wir gut durch die Holmsa. Bald biegen wir ab auf die F232, die Öldufellsleid, eine uns noch unbekannte Route. Das Wetter zeigt sich heute von seiner besten Seite, ein herrlicher Tag, und die Strecke ist es auch! Beim markanten Berg Öldufell machen wir eine lange Pause an der Sonne. Wir sitzen unterhalb des Wasserfalls Blafjallakvisl, später durchqueren wir den Fluss gleich oberhalb des Wasserfalls. Entlang der grossen weissen Kappe des Gletscher führt die Piste über eine Hochebene und bald hinab ins Tal. Wir erreichen die Ringstrasse, fahren aber nicht bis nach Vik, sondern zweigen vor dem Dorf ab und sind gut 15 km später auf dem speziellen Campingplatz von Pakgil. Hier bleiben wir, wunderbar eingebettet in einem grünen, bergigen Kessel.
27. August - 02. September 2020
Der schöne schwarze Strand Reynisfjara bei Vik darf nicht fehlen, jedesmal machen wir einen Abstecher hierher, laufen über die runden glatten Kieselsteine, werfen einen Blick in die Höhle und bewundern die geometrisch schönen Basaltsäulen. Es ist auch heute Morgen noch schön und warm, gemütlich sitzen wir bald bei einem Kafi an der Sonne im kleinen Beizli beim Strand!
Der Südküste entlang kommt uns das schlechte Wetter hinterher. Das grüne Tal von Porsmörk erleben wir in Grau, der Nebel hängt tief, nicht gerade tolles Wanderwetter. Dafür entscheiden wir uns am nächsten Tag für einen Ausflug mit dem Schiff nach Heimaey auf die Westmännerinseln. Von diesen 15 Inseln ist nur eine bewohnt, die Insel Heimaey, 6 km lang und höchstens 3 km breit, alle anderen kleinen Inseln sind in Privatbesitz. Hier auf Heimaey leben rund 4200 Menschen, es gibt ca. 1500 Autos, aber nur gerade mal 40 km Strasse.
Wir googeln den Fahrplan, nehmen das Schiff vor elf Uhr ins Visir und denken als Passagiere ohne Auto hat man immer Platz, sowieso bei diesem minimalen Andrang jetzt. Genug früh sind wir bei der Fähre und möchten ein Billet kaufen. Die nette Frau hinter dem Schalter klärt uns auf „No space for you on this ship!“! Wir können das Schiff um 13.15 nehmen, meint sie, dort hat es noch Platz. Ja dann, warten wir und fahren später. Um 14 Uhr sind wir in Heimaey, es ist bedeckt und kalt, aber zum Glück regnet es nicht. Wir spazieren durchs Dorf und steigen dann auf dem schmalen Pfad dem Kraterrand entlang hoch auf den roten Vulkankegel Eldfell = Feuerberg. Von hier oben hat man eine herrliche 360 Grad-Sicht, über das Meer, das Dorf und fast die ganze Insel.
Im Museum Eldheimar schauen wir uns Bilder und Filme an über den grossen Vulkanausbruch im 1973. Überraschend brach damals in einer Januarnacht nach 5000 inaktiven Jahren der Vulkan Helgafell aus. Eine rund 2 km lange Erdspalte tat sich auf, gewaltige Lavamassen wurden frei und bewegten sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 m pro Stunde auf das Meer und den Hafen zu. Eine bis zu 9 km hohe Wolke aus Asche und Gasen stand über dem Vulkan. In nur wenigen Stunden konnten in dieser Nacht alle der 5300 Bewohner aufs Festland evakuiert werden. Das war möglich weil wegen eines Sturmes in dieser Nacht alle Fischerboote im Hafen von Heimaey lagen und so sofort einsatzbereit waren. Nach kurzer Zeit trat nur noch an einer Stelle der Spalte Lava aus, hier entstand der neue Vulkankegel Eldfell. Auch gelang es den Lavastrom zu stoppen bevor er die Hafeneinfahrt versperrte, die Männer pumpten Wasser aus dem Meer um die Lava zu kühlen, monatelang, mit Erfolg. Die Hafeneinfahrt ist seit dann um einiges schmäler, der Hafen aber besser geschützt so. Rund 400 Häuser, ein Drittel des Dorfes, wurde unter einer meterdicken Ascheschicht begraben, durch Asche und Lava wurde die Insel 2.5 km2 grösser. Die Bewohner kehrten zurück, legten viele der Häuser wieder frei, viele blieben aber auch für immer begraben und Teile des Dorfes mussten völlig neu errichtet werden. Auf der Rückfahrt mit der Fähre hat wohl niemand die Passagiere gezählt, wir konnten spontan mit einem früheren Schiff zurückfahren "Yes, no problem!", das Schiff war rappelvoll...
Nach diesen vulkanischen Geschichten ziehen wir weiter, sehen wie der Geysir Strokkur mit Wucht in die Höhe schiesst und werden nass beim Gullfoss, der mit so viel Wasser und einem riesigen Getöse in die Schlucht stürzt. Es regnet und regnet! Touristen sehen wir bei diesen Hotspots praktisch keine mehr, am Gullfoss sind wir ganz alleine. Es dünkt uns sowieso sie sind fast gänzlich verschwunden, die Touristen. Vorher hatte es wenige und jetzt nur noch vereinzelte. Das kann natürlich auch damit zusammenhängen dass seit dem 19. August neue Bestimmungen gelten für die Einreise nach Island. Verlangt wird ein Covid19-Test, 5 Tage Quarantäne plus nochmals einen Test. Für jemanden der zwei Wochen Ferien hat lohnt sich die Reise so nicht mehr.
Wir bleiben auf dem Camping stehen, warten ab was das Wetter macht und geniessen neben dem vielen Wasser von oben noch Wasser von unten, ein warmes Bad fürs Gemüt in der Secret Lagoon, der geheimen Lagune in Fludir. Hier liegen wir entspannt in diesem riesigen Hotpot. Der Nebel lässt die wenigen anderen Badegäste fast ganz verschwinden. In dieser Gegend hat es viele Thermalquellen die zahlreiche Gewächshäuser beheizen, diverse Gemüsesorten werden hier angebaut, es gibt eine Pilzzucht und Kabis haben wir sogar im Freiland entdeckt. Wo also könnte man besser frisches Gemüse einkaufen als direkt hier im Ort…unser Gemüsefach ist wieder voll!
Eigentlich möchten wir vom Gullfoss aus ein Stück auf der Kjölurpiste fahren bis zum Geothermalgebiet Kerlingarfjöll, aber bei diesem Wetter macht es keinen Sinn. Die Böden sind vollgesogen, die Pisten ein einziger Matsch, das Wasser liegt, es ist kalt, grau und windig…eine Besserung ist nicht in Sicht.
Wir fahren über Pingvellir, drehen nach Norden, stehen fast auf dem Eis des Langjökulls, so nahe dem Gletscher dass es näher nicht geht, durchqueren auf der F578 viel Vulkan- und Heidelandschaft und erreichen am untersten Zipfel des Hrutafjördurs die Strasse 89 zu den Westfjorden.
02. September - 06. September 2020
Die Westfjorde werden wir im Gegenuhrzeigersinn umrunden.
Es stürmt und regnet, wie sehen nichts. Bis Holmavik können wir nur erahnen (wir wissen es) wie schön es ist hier dem Fjord entlang. Wir folgen der Küstenstrasse über Drangsnes bis zu unserem heutigen Ziel nach Laugarholl. Dort gibt es ein Hotel (vor Jahren haben wir hier übernachtet) und es gibt heisse Quellen die ein tolles kleines Schwimmbad und einen natürlichen Hotpot speisen, das lassen wir uns nicht entgehen bei diesem Hudelwetter, so sitzen wir bald gemütlich im warmen Wasser. Auch auf dieser Islandreise möchten wir unbedingt in die ganz östlichen Fjorde der Westfjorde fahren, nach Djupavik und weiter bis Nordurfjördur und zum einsamen Bad Krossneslaug hinter dem die Strasse endet. Für uns eine wunderschöne Strecke. Die erste Nacht an diesen Fjorden ist so stürmisch dass wir kaum ein Auge zumachen. So mächtig heult und jammert es draussen, die Böen kommen und gehen, es ist ruhig wie in einem Hurrikanauge und urplötzlich fegt der Sturm wieder mit einer solchen Gewalt über uns hinweg dass wir fürchten die Welt geht unter und wir mit ihr. Wir begrüssen den Morgen, puhhh, und je länger der Tag desto schöner wird das Wetter. Bald ist es herrlich, klar und nur noch normal windig, yehhh, wir freuen uns auf einen sonnigen Tag in dieser einmaligen Fjordgegend! Überall liegt Schwemmholz an den Stränden, das Meer ist tiefblau, hoch türmen sich die Wellen, kräftig und und mit schaumig weissen Kronen werfen sie sich an den schwarzen Strand, die Gischt spritzt über die Felsen, ein endlos schönes Schauspiel! Wir umrunden den letzten Zipfel nach dem Dörfchen Nordurfjördur, erspähen das kleine Bad am Meer, gleich sind wir da…aber Halt, da sind Lastwagen, Bauarbeiter…ohhh, sie renovieren das Bad, nichts mit einem Schwumm mit Meerblick, schade. Wir sind hier in einer Sackgasse, gemächlich machen wir uns auf den Rückweg. Ein Abstecher zum Ingolfsfjördur führt uns über einen kleinen Pass, herbstlich verfärbt ist die Heide, tiefblau das Meer unter uns. Vorbei an der alten Heringsfabrik Djupavik bleiben wir im nächsten Fjord stehen, geniessen die Sonne bei einem Abendspaziergang am Meer, schauen später in der Nacht durchs Fenster in der Hoffnung auf ein Nordlicht. Für das muss der Himmel aber ganz klar sein…ein anderes Mal.
Nach einem zweiten Bad bei Laugarholl am nächsten Tag geht es über die Hochebene Steingrimsfjardarheidi bis zum Gletscher Drangajökull. Wir wandern durch das Tal mit dem breiten Flussbett, dem Eis entgegen, einmal mehr sind wir die Einzigen hier und bleiben gleich stehen für die Nacht.
06. September - 13. September 2020
Fjord um Fjord umfahren wir auf dem Weg nach Isafjördur, dem grössten Ort in den Westfjorden. Es ist wieder nass, wir entdecken einige Seehunde, faul hängen sie über den Felsen vor der Küste, der Regen und die Kälte stört sie nicht, sie sind in ihrem Element. Das kleine Café im schmucken Häuschen an dieser Strecke hat offen, das kommt uns gerade recht. Gemütlich ist es im alten Stübli bei Kafi und einer warmer Waffel mit hausgemachter Gonfi. Auf den alten Fotos an den Wänden studieren wir die Geschichte und das Leben der Bewohner von früher. Später parkieren wir in Bolungarvik gleich neben dem kleinen Schwimmbad, am nächsten Morgen schlendern wir durchs graue, neblige Isafjördur bevor wir wieder südwärts fahren. Frech schickt die Sonne uns in den nächsten Tagen ein paar wenige Strahlen, sie macht uns gluschtig auf mehr…aber schwups, schon ist sie wieder verschwunden. Trotzdem geniessen wir die Kilometer entlang der Fjorde, wir überqueren Bergrücken, es gibt kleine Fischerdörfer und rundherum zieht es unsere Blicke auf diese besonderen Tafelberge der Westfjorde. Der Wasserfall Dynjandifoss ist jedesmal ein ganz spezieller Hingucker, wie er breit gefächert sein Wasser über die hohe Felswand giesst, wunderschön… wir steigen hinauf um ihm ganz nahe zu sein, der Wind weht die Wasserschleier zu uns und umhüllt uns mit einem feuchten Nebel.
In Talknafjördur finden wir neben einem Nachtplatz auch einen kleinen Hotpot ausserhalb des Dorfes. In den blau gestrichenen kleinen Becken höckeln wir und beobachten das Treiben auf dem Fjord, Fischerboot hin, Fischerboot her.
Exakt beim langen Raudarsandur im Süden der Westfjorde schont das Wetter, wir springen aus dem Iveco, wandern über den Hügel und dem langen, langen Strand entlang, super…der Sand zeigt sich in Mustern und Farben, die Stimmung am Himmel wechselt im Minutentakt. Zurück beim Auto prasseln auch schon die nächsten Regentropfen vom Himmel, sie kommen mit uns auf den Weg nach Norden. Darum lassen wir einige Abstecher aus und sind, zügiger als eigentlich gedacht, bald in der Gegend von Akureyri. Auf der östlichen Fjordseite fahren wir bis Grenivik und treffen vor dem Dorf auf einen speziellen Anlass, einen Schafabtrieb. Wow, super!
Live können wir mitverfolgen wie Reiter, Leute und Hunde eine riesige Schafherde den weiten Hang hinuntertreiben, über die Strasse und in einen grossen Pferch. Es ist ein Gelärme und Durcheinander, endlich im Pferch versorgt schiessen die Schafe hin und her, schreien sich die Seele aus dem Leib, suchen nach ihren verlorenen Jungen und schauen mit grossen, verwunderten Augen um sich. Kein Wunder nach einem langen, freien Sommer in völliger Abgeschiedenheit in der weiten Landschaft Islands. Langsam kehrt Ruhe ein, die Leute machen sich per Pferd oder Auto auf den Heimweg. Und wir finden ein ruhiges Nachtplätzli in Grenivik. Gespannt stehen wir am nächsten Morgen wieder beim Schafspferch. Es ist schon reger Betrieb, die Bauern sind vor Ort, ein Auto ums andere kommt angefahren. Es gilt heute alle Schafe zu sortieren, so dass jedes Tier am Abend wieder bei seinem Besitzer im Stall steht. Das machen sie mit einem zusätzlichen runden Pferch, der mit Zwischenzäunen in Kuchenstücke aufgeteilt ist. Nun marschiert eine ganze Horde Leute in das grosse Gehege mit den bestimmt 2000 Schafen. Sie zingeln die Tiere ein, zweigen einen Teil ab und treiben diese in den runden Pferch. Dort werden sie eines nach dem anderen sortiert und dem Besitzer zugeordnet, die Kuchenstücke füllen sich langsam mit wolligen Tieren. Wenn alle Schafe verteilt sind, marschieren die Helfer wieder hinaus zu den wartenden Schafen und holen eine neue „Portion“ zum Verteilen. Die Schafe im grossen Gehege lichten sich, es wir zunehmend schwieriger eine Horde abzuzweigen und ins runde Gehege zu treiben. Die Schafe rennen davon, weichen blitzschnell aus, brechen durch die Menge, springen und spicken durch die Luft. Habt ihr schon mal gesehen wie hoch so ein Schaf springen kann? Gerne wären wir näher heran zum Zuschauen, aber ein Aufpasser fängt uns ab und fragt ob wir denn auf der Liste stehen. Nein, natürlich sind wir auf keiner Liste. So haben wir keinen Zutritt und dürfen nur von weiter weg zuschauen, Coronaregeln! Normal sind diese Schafabtriebe ein grosser, wichtiger Anlass im Herbst, mit Fest und Publikum. Aber auch mit etwas Distanz ist es spannend hier dabei zu sein!
13. September - 18. September 2020
Wir möchten nochmals etwas ins Abseits und nehmen die F899 die uns durch das breite Tal des Flusses Dalsà führt, durch herbstlich farbige Heidelandschaft, entlang von und durch viele Wasser bis ans Meer. Zwei grosszügige Buchten mit schwarzem Sand öffnen sich hier am Ende des Tals, unterbrochen von einem kleinen Berg. Wir parkieren auf dem einfachen, wilden Camping am Fusse des Hügels, direkt über dem Meer. Gleich unterhalb mündet der Fluss Dalsà ins Nordmeer, herrlich ist es hier! Wir erklimmen den Berg und haben einen tollen Blick über die Strände und bis zur kleinen Insel Flatey, auf der wir mit dem Feldstecher einige Häuser inklusive einem Kirchlein erspähen. Heute ist dieses Inselchen unbewohnt, 1942 lebten dort aber über 100 Menschen. Am nächsten Morgen blinzeln wir in die Sonne, hinter uns leuchtet weiss der neue, hiesige Schnee auf den Berggipfeln, wir bleiben und geniessen diesen Tag!
Als nächstes schnuppern wir einen Hauch Stadtleben in Akureyri, dem Städtchen im Norden. Wir fahren weiter durchs Tal der Laxa, des wohl berühmtesten Lachsflusses in Island, bis an den Myvatnsee.
Die Gegend beim Myvatn liegt am Westrand der aktiven Vulkanzone Islands und ist sehr vielfältig. Es gibt den See mit seiner speziellen Vogel- und Pflanzenwelt, diverse Krater, spezielle Lavaformationen, Höhlen, farbiges Geothermalgebiet, ein schönes Bad…man könnte viele Tage füllen hier, wir bleiben zwei. Am meisten angetan sind wir von den heissen Erlebnissen…wandern über warme Lava, dem Geruch, Dampf und den Farben im Geothermalgebiet, dem Stehen auf dem Vulkankrater und Spazieren zwischen Bögen und Türmen aus Stein…schön!
Das türkisblaue Naturbad am Myvatn hat nicht den ganzen Tag offen und muss im Voraus reserviert werden, jetzt in der Coronazeit. Nachmittags um vier stehen wir vor der Tür, kurz darauf tauchen wir in den grossen Pool, nur einige wenige Besucher tröpfeln nach und nach herein.
Wir fahren hinauf in den Norden nach Husavik, ein schönes Dorf, ein schöner Abend, ein kräftiger warmer Wind bläst, wir bummeln durchs Dorf und durch den Hafen und schauen uns all die Schiffe an. Gegenüber erheben sich die hohen Berge des nächsten Fjordes “Schau, dort drüben standen wir vor ein paar Tagen an der Bucht am Meer und am Abend haben wir die Lichter von Husavik leuchten sehen.“
Nicht sehr weit ist es am nächsten Tag zur Asbyrgi Schlucht. Zuhinterst in dieser hufeisenförmigen 6 km langen und mehreren hundert Meter breiten Schlucht führt ein Pfad durch ein dichtes Birkenwäldchen im gelben Herbstkleid bis zum kleinen See Botnsjörn. Ein verwunschener Ort, ganz still und spiegelglatt liegt das Seelein vor uns, umringt von den bis zu 100 m hohen senkrechten Felswänden.
Der Sage nach soll diese Schlucht der Hufabdruck von Odins achtbeinigem Pferd Sleipnir sein.
18. September - 28. September 2020
Auf der unbefestigen Piste östlich des Flusses Jökulsà à Fjöllum geht es langsam und mit viel Schlaglöchern zu den Wasserfällen Selfoss, Dettifoss und Hafragilsfoss. Der Gletscherabfluss aus den Bergen hat hier eine beeindruckende canyonartige Schlucht ins Lavagestein gefressen. Bei unserer letzten Islandreise waren wir auf der Westseite des Canyons, nun sind wir auf der Ostseite. Wir parkieren beim Dettifoss, dem grössten Wasserfall in Europa. Ganz nahe kann man hier an den Fluss stehen, gleich dort wo das Wasser tosend auf einer Breite von 100 m rund 44 m in die Tiefe stürzt. Na ja, so ganz nahe müssen wir nicht ran, ein Ausrutscher und Tschüss, das würde wohl niemand überleben.
Rund 1.5 Kilometer geht es über grobe Felsen flussaufwärts bis zum Selfoss, er fällt nicht in dieser Breite wie der Dettifoss und auch nur 13 m in die Tiefe einer V-förmigen Schlucht. Wunderschön wie sich die vielen kleinen Wasserfälle seitlich über die Felsen ergiessen. Es spritzt von allen Seiten, wir stehen im Wassernebel und rennen lachend davon. Anders ist der Selfoss und gerade so schön anzusehen wie der grosse Bruder Dettifoss.
Wir klettern retour über die Steinbrocken, fahren bis zur nächsten Stichstrasse und haben von dort einen tollen Blick in die tiefe Schlucht und zum unter uns liegenden Wasserfall Hafragilsfoss!
Die nächste Nacht ist wieder sehr stürmisch, Sand und Kieselsteinchen schmirgeln über die Frontscheibe des Ivecos...einmal sandgestrahlt! Wir haben schon einige geflickte Löcher in der Scheibe von unserer Nordamerikareise, zum Glück haben wir die Scheibe im Frühling nicht schon gewechselt, nun ist es aber definitiv Zeit wenn wir zurück sind.
Dafür ist der nächste Tag so sonnig dass wir uns entscheiden doch noch rund um die Halbinsel Melrekaslette zu fahren ganz im Nordenosten von Island. Gemütlich tuckerln wir dahin in diesem klaren, intensiven Herbstlicht. Es geht durch Berge, entlang des Meeres, dann durch endlose, ebene Flächen. Die Halbinsel liegt weit abseits, Häuser hat es nicht viele und doch treffen wir nochmals auf einen kleinen Schafabtrieb. Vor uns auf der Strasse erscheint plötzlich eine Horde weisser Felle, Reiter, Leute, lautes Gemecker. Schnell stellen wir den Iveco bei der nächsten Stichstrasse von der Fahrbahn weg und schauen dem schönen Treiben zu.
Der Wind legt wieder richtig zu, Böe um Böe fegt übers Land, sehr ungemütlich ist das Fahren so. Der Iveco ist recht hoch, es könnte uns je nach Stärke und Windrichtung glatt auf den Boden legen. So peilen wir am Nachmittag den nächsten Camping an wo wir windgeschützt und wie die Islandpferde mit dem Hintern zum Sturm stehen können. Die ganze Nacht lässt es nicht nach, am anderen Morgen regnet es und laut Wetterapp ist der nächste Sturm schon im Anzug. Wir bleiben, spazieren bei einem kurzen Aufheller durchs Dorf bis wieder Weltuntergangsstimmung herrscht, den ganzen Abend und die halbe Nacht werden wir nochmals richtig geschüttelt.
Dann wird es ruhiger, von Vopnafjördur fahren wir über den Pass Hellisheidir und weiter bis nach Egilsstadir. Schon wieder leuchtet die Lampe „Motor kontrollieren“ auf! Wir haben Geduld und siehe da, das Lämpchen löscht sich zum Glück selber wieder. Aber irgendetwas stimmt da wohl nicht...
Uns bleiben noch zwei Tage bis wir an Bord der Norröna gehen und zurück nach Dänemark fahren. Wir entscheiden uns für einen Abstecher nach Borgarfjördur, ein kleines Dorf hinter einem Pass etwas nordöstlich von Egilsstadir. Ein Ort an dem wir im 2014 die herzigen Papageientaucher von ganz nahe beobachten konnten. Nun ist die Brutzeit aber längst vorbei, die Papageientaucher sind ausgeflogen und verbringen den Winter auf dem Meer. Die Nacht ist klar am Pass vor Borgarfjördur, wir halten Ausschau nach Nordlichtern. Es zeigen sich helle Schweife und Bögen am Himmel, Farben sehen wir keine, nur zwischendurch einen munzigkleinen Hauch von einem grünen Schimmerchen. Wir drücken mal auf den Auslöser der Kamera, siehe da, auf dem Foto sehen wir Grün, Grün dass unsere Augen nicht sehen. So können wir nicht behaupten, wir haben richtige Nordlichter gesehen. Am Morgen fahren wir in den Fjord hinunter, spazieren durchs Dorf, erklimmen den Elfenhügel...und schwelgen in Erinnerungen, ein schöner Fleck hier.
Das Wetterapp kündigt Schnee an, wir entscheiden uns heute bis nach Seydisfjördur zu fahren. Der kleine Camping in Seydisfjördur ist noch fast leer, nach und nach füllt er sich am Nachmittag mit einigen Fahrzeugen, alle haben ein Ticket für die Fähre am nächsten Abend. Wir parkieren den Iveco, plaudern mit anderen Reisenden, machen einen Dorfrundgang und können sogar in der Beiz an der Sonne etwas trinken. Am anderen Tag gibt es noch ein paar Sachen zu packen, wir machen den Iveco bereit, dann heisst es anstehen in der kurzen Schlange. Die Norröna ist abfahrtsbereit, es wird schon langsam dunkel als wir ablegen und durch den Fjord dem offenen Meer entgegen fahren, die letzten Lichter verschwinden...
ByeBye Island, es war schön und spannend, wir haben die Wochen sehr genossen, trotz oftmals schwierigem Wetter! Wir sind neue Strecken gefahren, die vielen Tage im Hochland waren voller Highlights, die spezielle, raue, wilde Landschaft hat uns auch dieses Mal begeistert! In Island findet man noch das was wir gerne haben, alleine und abseits inmitten der Natur unterwegs zu sein...es war wunderschön!