Im Sommer 2014 geht ein Wunsch in Erfüllung, das erste Mal mehrere Wochen mit unserem (fast) neuen Iveco unterwegs zu sein, und das noch in Island!
Schon zweimal haben wir diese Insel besucht, im Jahr 2004 mit unseren Kindern, im Jahr 2010 zu Zweit, und haben jeweils einen 4x4 Jeep gemietet. Nun sind wir das erste Mal mit dem eigenen Fahrzeug hier, das gibt uns ein grosses Stück mehr an Freiheit und Unabhängigkeit!
Durch ganz Deutschland fahren wir Richtung Dänemark und weiter bis ganz in den Norden nach Hirtshals. Dort verschwindet der Iveco im Bauch der "Norröna" und wir schippern in knapp drei Tagen, vorbei an den Färöern-Inseln, bis nach Seydisfjördur im Osten von Island. Wir geniessen diesen ersten Blick über die karge isländische Landschaft, es heimelt uns sofort wieder an, diese Insel ist uns schon bei unseren anderen Reisen so ans Herz gewachsen...und nun sind wir wieder hier, wir freuen uns unheimlich!
Die Hügel sind gefleckt, es liegt noch Schnee in der Höhe. Alle die mit dem fahrbaren Untersatz hier ankommen nehmen als erstes den gleichen und einzigen Weg über den kleinen Pass bis nach Egilsstadir, der grosse Anlaufpunkt zum Auffüllen der Vorräte. Das Dorf wird regelrecht bei jedem Schiff das hier ankommt überschwemmt. Wir möchten einen Internet Stick für den Laptop kaufen, aber die sind alle ausverkauft "50 Stück gingen über den Ladentisch in den letzten zwei Stunden, nun ist unsere Schublade leider leer!" meint der Verkäufer, haha, dann gehts auch ohne für uns. Zum Glück sind die Lebensmittelläden noch nicht ausverkauft :-)!
Wir machen einen Abstecher Richtung Norden, schwenken dann gegen Westen, es geht über einen Pass bis ins kleine Dörfchen Bakkagerdi im Borgarfjördur, ein schöner Ort zum Ankommen und sich einstimmen. Die Elfen auf dem Elfenhügel zwinkern uns zu und die herzigen Papageientaucher lassen sich ganz aus der Nähe ablichten. Wir wandern durch eine Schlucht und Schnee, rollen dann retour nach Egilsstadir und in den nächsten Fjord, dem Mjoifjördur. Eine schmale Strasse führt uns bis ans Ende der Bucht und zum Leuchtturm Dalatangi, Nebelschwaden hüllen die Bucht ein als wir am nächsten Morgen retour fahren.
Wir wandern zum Hengifoss (Foss = Wasserfall) und fahren über den gewaltigen Karahnjukur Staudamm Richtung Hochland. Bald nehmen wir den Abzweiger nach Kverkfjöll, zur Berghütte und zum Gletscher. Die Piste ist rau, die Gegend karg, Steine und Lava so weit das Auge reicht, herrlich schön! Tafeln weisen darauf hin dass man hier ohne 4x4 nicht unterwegs sein darf. Die Tage vergehen, unser nächstes Ziel ist die Askja. Über ein riesiges Schneefeld wandern wir zum grossen, noch von Eisschollen bedeckten Vulkankratersee mit dem kleinem heissen See Viti nebenan. Es ist traumhaft hier, die Stimmung ganz speziell!
Eine Nacht verbringen wir neben der "Königin der Berge", der schönen Herdubreid. Glutrot bleibt die Sonne über dem Horizont stehen, warm ist das Licht, es bleibt hell und sanft streift der Wind über die weite Ebene, eine magische Nacht...
Klickt die Bilder an und ihr seht die Beschriftung
"Es seicht öppis!" Beat findet das Leck schnell, aus der Servolenkung läuft Hydrauliköl aus, oha! Kurz darauf sind wir am Myvatn-See und steuern in Reykjahlid die nächste Garage an. Nach einigem Suchen und Stöbern findet der Garagist einen passenden Dichtungsring und füllt uns das richtige Öl wieder auf, super! Wir fahren um den ganzen Nordostzipfel, besuchen den Torfhof Bustarfell, baden im kleinen Schwimmbad von Selardalur (Schwimmbäder gibt es viele und überall, geheizt mit der Wärme aus der Tiefe), spazieren durch Porshöfn...und finden immer wieder schöne Nachtplätze und kleine Abenteuer. Bei Kopasker stehen wir nahe am Meer und haben am nächsten Morgen Besuch von einem Wal, gleich vor unserer Haustüre :-).
Den imposanten Dettifoss bestaunen wir im Regen, über eine Breite von 100m stürzen sich gewaltige Wassermassen fast 50 m in die Tiefe der Schlucht, gigantisch! Der Fluss entwässert den Nordteil des Gletschers Vatnajökull, wir sind demselben Wasser schon im Hochland in Kverkfjöll begegnet, dort verlässt es den Gletscher durch Eishöhlen und fliesst Richtung Norden bis hierher.
Etwas besonderes entdecken wir ein Stück vor Husavik, fossilienreiche Gesteinsschichten mit 2 Millionen Jahre alter eingelagerter Muschelschichten, wow!
Husavik gefällt uns, ein hübsches Städtchen mit einem kleinen Hafen und netten Cafés. Wir gehen auf eine Waltour, haben Glück und sehen einige Buckelwale. Der Campingplatz ist gut gefüllt, wir machen "Service", bleiben ein bisschen und erkunden die Gegend. Weiter führt uns der Weg nochmals beim Myvatn See vorbei. Im aktiven Vulkangebiet Leirhnjukur brodelt und raucht es, die Lava ist jung, überall qualmt es aus Spalten und Höhlen...es gibt Wanderpfade und man ist mittendrin in diesem Vulkan! Etwas südlicher steigen wir auf den Krater Hverfiall und umrunden ihn zu Fuss auf dem Kraterrand, mit tollem Aussicht über die Myvatn Gegend. Es ist schön und warm, der Schweiss rinnt in Bächen, so bietet sich zur Erholung und Abrundung des Tages ein Sprung ins nahe Natur-Bad an...
Entlang von Steinsäulen und malerischen Pseudokratern geht unsere Reise weiter zum Godafoss, dem Götterwasserfall, einem der bekanntesten Wasserfälle in Island. Schön ist er! Fast noch mehr beeindruckt sind wir vom nächsten "Foss" auf unserem Weg Richtung Hochland, dem Aldeyjarfoss! Ein wunderschöner Anblick wie sich dieser Fluss weiss schäumend und wild 20m durch einen Känel in die Tiefe ergiesst. Unterhalb sammelt sich das Wasser in einem Becken, umrahmt wird alles von einmalig schönen, schwarzen Basaltsäulen! Wir erklären ihn kurzerhand zu unserem Lieblingswasserfall und bleiben lange hier sitzen!
Da wir noch nicht in den Süden möchten, sondern die Westfjorde anpeilen, fahren wir nur einen Teil auf der Sprengisandur-Piste durchs Hochland, nach der Hütte Laugarfell nehmen wir den Abzweiger Richtung Westen nach Varmahlid. Einmal mehr fasziniert uns das Hochland, Kilometer reiht sich an Kilometer und wir bekommen nicht genug von diesen Hügeln und Flüssen, Steinen und Sand...
Richtung Varmahlid wird das Tal belebter mit Farmen, Pferden, Kühen, bald treffen wir auf die Ringstrasse und sind wieder "zmitzt im Gschehe"!
Weiter geht es nach Saudarkrokur und der Küste entlang nordwärts bis nach Siglufjördur, ein farbiges Dorf und ein Ort der uns auf Anhieb gefällt und anzieht. Eingekeilt ducken sich die Häuser in der Bucht zwischen den Bergen. Es gibt ein tolles Museum zu besichtigen in dem die frühere Zeit des grossen Heringfangs spannend dokumentiert ist. Seit 2010 kann man von Siglufjördur aus durch einen langen Tunnel nach Olafsfjördur weiterfahren, so gibt es hier keine Sackgasse mehr im Winter. Wir nehmen aber lieber den Umweg über die Lagheidi ;-). In Dalvik treffen wir auf ein besonderes Gespann, den Schweizer Reiner mit seinem alten Bührer-Traktor, angehängt als Wohnwagen hat er einen umgebauten Baustellenwagen. Er ist den ganzen langen Weg von der Schweiz bis nach Island gekommen wie wir, einfach mit einem Tempo von rund 30 kmh, wow, ein Erlebnis der anderen Art! Bis morgen dann! Wir fahren mit dem Schiff zur Insel Grimsey, 90 Menschen leben hier auf einer Fläche von 5.3 km2. Nach drei Stunden auf dem Meer und einem Fussmarsch stehen wir am Polarkreis in Grimsey, juhee! Und Reiner ebenso, inklusive seinem Bührer-Traktor.
Akureyri, die Stadt im Norden...für uns wieder mal ein bisschen Stadtfeeling mit Käfele, auswärts essen, Service machen, den Botanischen Garten besuchen...
Dann nehmen wir Kurs Richtung Westfjorde mit einem Abstecher ins Tal Vatnsdalur, ein grünes Tal voller Landwirtschaft. Weiter hinten im Tal gibt es laut Karte eine Piste über einen kleinen Berg ins nächste Tal, die möchten wir fahren, wir sind gespannt. Naja...die Piste wird immer steiniger und schmaler, es folgt ein morastiges Stück Grasland...hmmm? Wir steigen aus, laufen die Strecke ab, ignorieren die Fragezeichen in unserem Kopf...und wagen es! Keine gute Entscheidung, das linke Hinterrad des Ivecos sackt ab und verschwindet im Dreck, wir stecken fest! Schaufeln, schaufeln, Sandbleche unters Rad, Retourgang rein, langsam, dann mit Schwung zurück fahren...ein Stein rollt vom Herz, ein glücklicher Seufzer entweicht...jehhh, wir sind draussen, alle vier Räder haben wieder festen Boden unter dem Gummi, zum Glück! Vorsichtig wenden wir, schaufeln sorgfältig unsere Spuren zu, machen uns auf den Rückweg und bleiben oberhalb des Tals stehen für die Nacht.
Noch ein Stück auf der Ringstrasse, dann biegen wir ab in die Westfjorde. In Holmavik fragen wir beim kleinen Zauberei- und Hexenmuseum ob wir unseren Wassertank auffüllen dürfen. Der Besitzer streckt uns ganz unkompliziert den Gartenschlauch entgegen "Ja klar!". Der Tank ist voll, ich möchte ihm ein Trinkgeld geben, da wehrt er ganz energisch ab und meint " I never would sell water in my life!" - ein Satz den ich nicht mehr vergessen werde! Natürlich besuchen wir dafür das Museum, trinken Kaffee und geniessen ein feinen Stück Kuchen.
Die Westfjorde...ein absolutes Muss für uns, schon einmal erlebt und nicht mehr vergessen! Wir nehmen die Piste nach Krossnes, eine wunderschöne Strecke die in einer Sackgasse endet, aber von beiden Seiten gefahren sieht man ja immer wieder etwas Neues! Viel Schwemmholz liegt an den Ufern der Fjorde, angeschwemmt aus Kanada oder Sibirien, ganze Häuser kann man damit bauen! Viele Isländer benutzen das Holz zum Renovieren, für Möbel oder Böden, sozusagen eine willkommene, kostenfreie, gut gelagerte Holz-Lieferung ;-). Immer wieder gibt es einen Grund zum Stoppen, das Wetter ist toll, die Luft klar, die Farben intensiv - wir wandern, verweilen, und geniessen. In Djupavik lassen wir uns durch die grosse, alte Heringsfabrik führen. Im Jahre 1935 war sie in ihrem Umfang und Technik die damals grösste und modernste Fabrik ihrer Art in Europa. Es folgten fette Jahre, die Heringe schwammen fast gratis in die grossen Fässer und liessen sich einsalzen, der Rubel rollte. Aber ab 1944 blieben die grossen Heringsschwärme immer mehr aus und ab 1950 gab es praktisch gar nichts mehr zu fischen - kein Fisch, keine Arbeit, kein Geld! Der Ort wurde fast von einem Tag auf den anderen verlassen, alles wurde einfach zurückgelassen. Der alte rostige Kahn liegt gestrandet als Zeuge am Ufer, vieles ist am Zerfallen, aber doch noch fast so wie früher, ein interessanter Ort und wunderschön gelegen am Reykjarfjördur. Man kann hier übernachten, ein altes Arbeiterhaus wurde vor Jahren zum Hotel umgebaut, die Besitzer kümmern sich um die alte Fabrik, man kann viel erleben, in eine spannende Geschichte eintauchen und sich freuen ab dieser grandiosen Natur in dieser einsamen Gegend.
In Krossnes springen wir früh am Morgen in das kleine Freibad gleich am Strand. Gemütlich sitzen wir im warmen Wasser und schauen aufs Meer, ach wie herrlich! Die Retourstrecke ist genauso schön wie der Hinweg, doppelter Genuss!
Weiter geht es den Fjorden entlang Richtung Isafjördur. Wir wandern zum Gletscher Drangajökull. Es ist ein stürmischer Tag, kräftig bläst der Sturm durch das weite Tal, fegt uns einmal mit Rückenwind, dann mit Gegenwind auf dem schmalen Weg vorwärts zum ewigen Eis, keine Menschenseele ist unterwegs, wir fühlen uns fast "lost in Iceland". Vom Gletscher aus sehen wir ganz, ganz weit unten, klein und verlassen unseren Iveco stehen. Zurück beim Auto verbringen wir die Nacht gleich an Ort, stellen uns hinter einen Hügel, die Iveco-Schnauze in den Wind gerichtet. Aber die Böen greifen uns ständig von einer anderen Seite an, es schüttelt so heftig dass wir in der Nacht umparkieren und echt etwas Angst haben der Iveco könnte umkippen (also ich...). Bin ich froh als es Morgen ist!
Und schon sind wir in Isafjördur, dem grössten Ort in den Westfjorden...
Die Westfjorde voller Höhepunkte...
Mit sommerlichen Strandtagen am Raudasandur verabschieden wir uns von den Westfjorden und nehmen Kurs zur Halbinsel Snaefellsness, begrüssen unterwegs "Eirik den Roten" in seinem Langhaus und grillieren am Abend bei herrlichem Sonnenuntergang. Dann hüllt uns der Nebel in sein weites Gewand und begleitet uns mit viel Nass durch ganz Snaefellsness, wir sehen kaum einen Meter weit und das Meer gleicht einem brodelnden Kessel...so ziehen wir bald weiter. Das "goldene Dreieck" haben wir schon zweimal gesehen und doch lockt es uns nochmals über rauhe Pisten, vorbei am Hraunfossar und tiefen Höhlen, über Thingvellir bis zum Geysir und dem gewaltigen Gulfoss. Der Aufmarsch ist gross hier, aber wir haben genug Platz zwischen all den anderen.
Wir erreichen Reykjavik, nach zwei Tagen aber tauschen wir das Stadtleben schon wieder mit der Natur - über die Reykjanes Halbinsel bewegen wir uns Richtung Süden. Wir stossen auf einen toten Wal am Strand, es stinkt zum Himmel...und mit Fisch geht es weiter. In Grindavik statten wir der Fischfabrik einen Besuch ab und erhalten eine spannende Privatführung. Sie fangen ausschliesslich mit Leinen und nicht mit Netzen, der grösste Teil des Fisches wir expotiert und landet, auch bei uns, als Fisch aus dem Nordatlantik im Gestell. In der Fabrik selber wird kein frischer Fisch verkauft, wir fragen aber doch, ob wir nicht ein paar Filets bekommen könnten. Die Chefin runzelt die Stirn "Einen Moment, ich schau mal nach" und verschwindet in der grossen Halle. Zurück kommt sie mit einem schweren Sack voller schöner Fischfilets. Auf unser "Uiii, das ist viel zu viel für uns zwei!" lacht sie nur und meint "Wenn es gut ist, dann kann man auch ein bisschen mehr essen!" Vielen Dank! Unsere Küchenwaage zeigt 2 kg Fisch an, wir wissen was wir die nächsten drei Tage kochen ;-) mhhhh...fein ist es!
Entlang von Wasser, durch Lavagestein, weite Moosteppiche und rauchende Berge fahren wir weiter über Hveragerdi bis nach Selfoss. Bei einem Schwatz auf dem Dorfcamping meint der Platzwart wir sollen uns schon mal Staubmasken besorgen, man wisse nie was der Vulkan Bardarbunga genau vorhat! Tatsächlich ist er seit einigen Tagen aktiv, die Erde wird fast ununterbrochen von kleinen Beben erschüttert, einige Tage später schiesst Feuer in den Himmel und glühende Lava ergiesst sich aus einer 1.6 km langen Spalte, Gebiete im Hochland müssen gesperrt werden. Weitere Spalten öffnen sich, das Lavafeld im Gebiet Holuhraun wird immer grösser und misst im Januar 2015 gut 84 km2. Erst im Februar 2015 kommt der Vulkan wieder zur Ruhe. Die Eruption war in ihrer Intensität die grösste in Island seit dem verheerenden Laki-Ausbruch von 1783 bis 1784. Damals floss aus insgesamt 130 Kratern eine riesige Menge an Lava, die bald eine Fläche von 600 km2 bedeckte. Die 100 m tiefe Schlucht des Flusses Skafta wurde auf einer Länge von 27 km vollständig aufgefüllt, 17 Bauernhöfe mitsamt Ländereien wurden begraben und ein grosser Teil des südlichen Islands verwüstet! Durch die Aschewolken verdunkelte sich die Atmosphäre, unzählige Tonnen hochgiftiges Gas wurde ausgestossen, regnete mit der Asche auf die Erde und verdunkelte den Himmel. Die Vegetation starb ab, 80% der Schafe und 50% der Kühe und Pferde gingen zugrunde, es kam über Jahre zu schweren Missernten, eine grosse Hungerkatastrophe folgte, etwa ein Viertel der isländischen Bevölkerung von damals ca. 50'000 Menschen starb bis Anfang 1785 an den Folgen dieser verheerenden Naturkatastrophe!
Auch das gesamte globale Klima wurde beeinflusst, giftiger, dichter Nebel breitete sich über ganz Westeuropa und grosse Teile Nordamerikas aus, es kam zu schweren Unwettern, kalten Wintern, kurzen Sommern, es gab zu wenig Essen, viele Menschen und Tiere überlebten diese Zeit damals nicht.
Wir nehmen die Piste 26 ins Hochland nach Landmannalaugar...und tauchen ein in ein wahres Wunderland! Schon die Fahrt zum eigentlichen Ziel in diesem Naturreservat ist ein Traum, das Wetter ist spitze, die Farben könnten prächtiger nicht sein! Unmittelbar vor dem Camp in Landmannalaugar muss man zwei Flüsse durchqueren, nicht alle schaffen das! Viele Zeltler sind hier und auch einige Jeeps und Camper. Wir parkieren in diesem von Bergen eingerahmten Talkessel und machen uns noch hurtig auf zu einer Abendwanderung entlang farbiger Hänge, durch eine Schlucht und über glitzernde, schwarze Obsidian-Lavafelder...wir sind begeistert! Auf dem Campingplatz ist viel los, ist hier doch auch der Anfangs- oder Endpunkt des berühmten Laugavegur Treks, einer rund 55 km langen Wanderroute von hier bis ins Tal von Thorsmörk. Plötzlich sammeln sich Leute am Fluss, wir hören ein Gehupe und Geschrei. Ein Mercedes-Kombi mit deutschem Kennzeichen steckt im Fluss fest. Der Fahrer war im guten Glauben, je schneller er mit Vollgas durch das Wasser fährt desto besser. Das ging in die Hose...das Wasser schwappte über die ganze Motorhaube, der Motor sog anstatt Luft nur noch Flüssiges an, das wars dann! Zum Glück gibt es hier im Camp eine Rettungscrew mit einem starken Jeep und dem ganzen Equipment für solche Touristensituationen, es ist wohl nicht das erste Mal dass sie jemanden aus diesem Fluss retten müssen. Zuerst aber muss der Fahrer seine Frau ans Ufer begleiten, ihr kleines Baby wird weitergereicht und jemandem der Schaulustigen in den Arm gedrückt, ein Teil des Gepäcks wird ebenfalls ins Trockene gebracht, das Auto läuft schon voller Wasser...! Es dauert eine ganze Weile bis die Retter den Abschlepphaken unter Wasser einklinken können, sie müssen dafür fast tauchen! Mit sorgfältigem Zug bewegt sich das Auto endlich vorwärts und kann aus dem Fluss geschleppt und zum Camp gebracht werden. Für die kleine Familie ist das Abenteuer Landmannalaugar leider hier zu Ende, das Auto ist futsch und wird am nächsten Tag mit einem herbeizitierten Laster abtransportiert!
Wir starten am nächsten Morgen bei strahlendem Wetter auf eine 6-stündige Rundwanderung durch die farbenfrohen Rhyolith Berge. Hier befindet sich die grösste Rhyolit-Region Island und dazu das zweitgrösste Geothermalgebiet.
Einzigartig ist die Landschaft - rot, braun, gelb, rosa, blau, grün...die Farben ziehen sich in Mustern die Hänge empor, da und dort zeigen sich die letzten weissen Schneeflecke, knallig grüne Moospölsterchen leuchten, oder als Kontrast ergiesst sich der schwarze, erstarrte Lavastrom Laugahraun ins Tal - Fotos können nicht wiedergeben was wir erblicken...
Wir steigen in die Höhe, blicken über die Berge und in tiefe Schluchten, es ist wunderschön! Was unsere Augen hier sehen und wir hier fühlen wird bewahrt für ein ganzes Leben, es ist einer dieser Momente, Stunden die nie vergessen gehen! Die Gegend bei Landmannalaugar ist eindeutig ein Höhepunkt dieses Sommers!
Auf der F208 geht es weiter über rauhe Pisten und durch Furten Richtung Eldgja, einer eindrücklichen Feuerspalte die von einem grossen Vulkanausbruch im 10. Jahrhundert stammt. Wir wandern im Tal und fahren hoch bis zum Rande der Schlucht, wow! Langsam nähern wir uns der Zivilisation, Bauernhöfe tauchen auf, das Tal wird grüner und bald stehen wir am Abzweiger zur Ringstrasse (die Ringstrasse ist DIE Hauptverkehrsverbindung und die Strasse die rund um die Insel führt).
Noch einmal möchten wir hinter den Eyjafialljökull fahren. Dieses Tal hat sich nach dem Vulkanausbruch im Jahr 2010 (wir waren kurz danach hier) sehr verändert. Wo einst grünes Weideland war und ein See ist nun sandige Steinwüste. Isländer berichten uns mit Tränen in den Augen, dass sie früher oft hierher kamen in dieses liebliche grüne Tal, nun sei alles anders, nur noch grau, kahl und traurig.
Retour bei Vik spazieren wir entlang des schwarzen Strandes Reynisfjara mit seinen sehenswerten Basaltsäulen, übernachten im Dorf und lassen uns wieder einmal den Znacht servieren anstatt selber zu kochen. Wir fahren ein Stück auf der Ringstrasse und biegen ab zur F206. Wir möchten zu den Laki Kratern. Durch Furten, vorbei am hohen Fagrifoss tauchen wir immer weiter ein in diese Vulkangegend. Am Fusse des Berges Laki kann man das Auto parkieren und den Gipfel erklimmen von wo aus man einen tollen Blick auf die ganze Kraterreihe haben soll...naja, Nebel liegt über dem Land, die Sicht lässt nur erahnen wo die Krater sind, so wandern wir, nicht weniger spannend, auf verwunschenen Pfaden durch Vulkangestein im Tal. Wir spüren die Blicke im Rücken, fühlen uns irgendwie beobachtet...ist dort nicht etwas verschwunden hinter dem moosigen Felsen, wir hören ein leises Lachen und Getuschel...Island ist das Land der Elfen und Trolle! Zollt ihnen Respekt dann sind sie euch gut gesinnt!
Ganz langsam kurven wir weiter durch eine herrliche Landschaft von grün und schwarz, rot und braun, doch irgendwann ist auch diese Rundtour zu Ende.
Das Teerband der Ringstrasse führt uns zu den nächsten Highlights: dem Skaftafell Nationalpark und ins Gebiet der Gletscherlagune Jökulsarlon am Fusse des grossen Vatnajökull, des grössten Gletschers Islands und Europas. Es ist schön in dieser Gegend im Südosten von Island, riesige Schwemmebenen erstrecken sich bis zum Meer, und es ist Gletschergebiet, an vielen Orten reichen die eisigen Zungen bis fast zur Ringstrasse. Im Skaftafell Nationalpark gibt es zahlreiche Wanderpfade, aus der Höhe schauen wir über die zackigen Eisspitzen der mächtigen Gletscher. Einige Tage später am Gletschersee Jökulsarlon schauen wir fasziniert zu wie die grossen und kleinen Eisklötze durch den Fluss in den Atlantik treiben, um gleich darauf von den kräftigen Wellen zurück an den Strand geworfen zu werden. Dort schmelzen sie langsam dahin, glasklares uraltes Eis liegt hier in den verschiedensten Formen und Grössen im schwarzen Sand, mit dem Nebel ein magisches Bild und eine spezielle Stimmung!
Es regnet und stürmt auf unserem weiteren Weg der Ostküste entlang, an einem Tag so wild dass wir auf dem Camping im "Franzosenfjord" einen sicheren Platz suchen und stehen bleiben. Den ganzen Tag und die ganze Nacht lässt das Rütteln nicht nach, laut Wetterbericht ist die Ursache der Ausläufer eines Hurrikanes. Am nächsten Morgen klart es auf und alles sieht aus wie frisch gewaschen! Es bleibt uns nicht mehr viel Zeit, unser Reiseende naht, schluchz...noch dieser und jener Abstecher liegt drin, in der Ferne hören wir schon das Schiffshorn der Norröna rufen!
Noch einmal fahren wir hinunter in den schönen Mjoifjördur, verbringen bei Sonnenschein den Tag am Meer...wir atmen nochmals tief das ganze Island ein und verabschieden uns schon langsam...schweren Herzens!
Am Morgen machen wir uns auf den Weg nach Egilsstadir, überqueren den Pass und lenken den Iveco hinunter nach Seydisfjördur. Es bleibt Zeit für einen Kaffee, wir spazieren durchs Dorf, immer mehr Fahrzeuge stauen sich hier. Am Abend ist das Schiff beladen, die Leinen werden losgemacht, wir stehen auf dem Deck und können nicht glauben wie schnell diese abenteuerlichen, schönen Wochen in Island vorbeigegangen sind! Laut tönt das Schiffshorn zum Abschied, die Norröna gleitet langsam durch den Fjörd, hinaus aufs offene Meer und nimmt Kurs auf die Färöer-Inseln und Dänemark.
ByeBye du schöne, wilde Insel...wir kommen wieder!