25. Januar 2019 - 07. Februar 2019
Unsere Gedanken hängen noch auf dem Vulkan Toluca…jetzt aber geht es weiter südwärts, bis nach Oaxaca im grossen Talkessel der Sierra Madre.
Nahe der Stadt, in Santa Maria del Tule, quartieren wir uns für drei Nächte auf einem privaten Camping ein. Wir treffen andere Reisende, schnappen uns ein Taxi und verbringen einen Tag im quirligen Zentrum von Oaxaca, entdecken die Umgebung, erledigen einiges an Service…und bestaunen den dicksten Baum der Welt!
Dieser alte Riese steht hier mitten im Dorf und ist eine spezielle Sehenswürdigkeit, man schätzt sein Alter auf rund 2000 Jahre! Es ist eine Sumpfzypresse mit einem unglaublichen Umfang von 58 Metern! Um den Stamm mit Händen zu umspannen braucht es 30 Personen! Sein Gewicht wird auf 600 Tonnen geschätzt! Wow!
Oaxaca ist unser südlichster Punkt in Mexico! Ab hier wenden wir uns wieder nach Norden…und werden den Iveco im April 2019 von Baltimore/USA zurück nach Hamburg verschiffen!
Unsere Reise durch Kanada, USA und Mexico wird somit im Frühling 2019 zu Ende sein, nach exakt einem Jahr!
Wir geniessen das Unterwegssein, das Leben im Iveco gefällt uns super, es fehlt uns an nichts, wir kommen gut klar mit dem wenigen Platz, sind jeden Tag von neuem begeistert und vermissen eigentlich gar nichts. Unser Speicher hat sich gefüllt mit tollen Reiseerlebnissen! Nach all diesen Monaten machen wir nun "Pause"...wir freuen uns auf unsere Familie und Freunde, unser gemütliches Daheim, das Schaffen und Werkeln, das saftige Grün, auf all das Schöne das wir haben in der Schweiz!
Die Reiserei wird aber nicht zu Ende sein, oh nein, wir haben noch viele Ziele im Kopf, die Welt ist gross und spannend!
An Ostern beisse ich einem Schweizer Schoggihasen das Ohr ab, genau dann werden wir nämlich wieder zurück in der Heimat sein!
Auf der Autobahn fahren wir ein Stück nordwärts. Diese Cuota-Strassen können zwei- oder vierspurig sein, das heisst, mit Gegenverkehr oder ohne! Zum waghalsigen Überholen hat es auf beiden Varianten immer Platz, auf der 4-spurigen Cuota mehr, weil überholen ja kein Problem ist, auf der 2-spurigen mit Gegenverkehr weniger!
Wir passen uns den Mexikanern an, sind gezwungen auf den 2-spurigen Strassen oft nach rechts auf den Pannenstreifen auszuweichen, damit die schnellen und ungeduldigen Autofahrer vorbei können. Auf der Gegenfahrbahn läuft es gleich ab, so sind auf zwei Spuren jeweils locker drei oder sogar vier Fahrzeuge nebeneinander unterwegs…puhhh, Augen zu!
Im Jardin Botanico Helio Bravas stehen wir für einmal wieder inmitten von vielen Kakteen. Im Tal kommen wir an vielen Steinbrüchen vorbei, Marmor wird hier abgebaut, ein Lädeli reiht sich ans nächste, alle möchten ihre schön geschaffenen Kunstwerke verkaufen. Sogar Salzsalinen sehen wir hier inmitten der Wüstenlandschaft.
Bei unserem Schlafplatz im Kaktusgarten stehen wir durch die Nacht hinter einem verschlossenen Tor, wie auch an anderen Orten schon. Etwas speziell...bei einem Notfall könnten wir nicht abfahren und am nächsten Tag müssen wir warten bis die Belegschaft des Parks um 9 Uhr vor Ort ist und das Tor aufschliesst. Immerhin kommt der Parkarbeiter vor seinem Feierabend vorbei und drückt uns einen Zettel mit seiner Telefonnummer in die Hand, für den Fall...
Unser nächstes Ziel sind die Nischenpyramiden von Tajin. Wir entscheiden uns nicht für den schnellsten, dafür für den sehr schönen Weg über…? Natürlich, über die Berge! Es zieht es uns immer wieder in die Höhe!
Die Vegetation ändert sich mit jedem Kilometer, es ist feucht und schwül, Regen tropft durch die Bäume, seit langem wieder einmal. Bananen wachsen am Strassenrand, die Natur trieft nur so von saftigstem Grün, riesige Farnwedel streifen im Vorbeifahren den Iveco, wir sehen Blätter, so schön und gross wie dem Märchen entsprungen…mystisch und geheimnisvoll hängen die Nebelfetzen über dem Land. Wir sind verzaubert!
Und unser Nachtplatz in einem kleinen Park bei einem Wasserfall macht den Tag perfekt.
Ein Schild mit einer Pyramide verleitet uns am nächsten Morgen zu einem Abstecher, es geht abwärts in ein winziges Dorf, dort versteckt sich die kleine, feine Stätte von Yohualichan.
Es verirren sich wohl nicht viele Touristen hierher, ganz alleine machen wir einen Rundgang durch diesen archäologischen Ort und kommen schon vor Tajin in den Genuss einzigartiger schöner Nischenpyramiden!
Über das Bergstädtchen Cuetzalan geht es weiter abwärts ins Tal bis nach Tajin, wir sind nun fast auf Meereshöhe, es ist sehr warm, feucht und neblig…und weil wir am Morgen jeweils zu den frühen Vögeln gehören ist es jetzt erst Nachmittag.
So haben wir noch genügend Zeit diese zwischen Hügeln und tropischer Vegetation liegende, eindrückliche Anlage von Tajin zu bewundern, mit ihren speziellen quadratischen Nischen. Mit etwa 30’000 Menschen war sie die grösste Stadt der Totonaken, entstand etwa 200 v.Ch. und wurde ums Jahr 1200 verlassen. Wie auch an vielen anderen Orten ist bisher nur ein Teil der ganzen damaligen Stadt freigelegt, viele weitere Pyramiden, Ballspielplätze und Gebäude liegen noch begraben und versteckt unter überwucherten Erdhügeln…und wahren weiterhin ihre Geheimnisse. Übernachten dürfen wir gleich auf dem Parkplatz der Anlage, inklusive Nachtwächter!
Grutas Tolantongo - dort möchten wir hin! Schon einige Bilder haben wir gesehen von diesem heissen, hellblauen Fluss. Endlich stehen wir vor dem Abgrund und schlängeln uns in vielen Kehren tief hinab in den Canyon. Unter der Woche, wie jetzt, hat es nicht sehr viele Besucher, so stehen wir fast alleine am schönen Fluss. Am Wochenende muss es aber zu- und hergehen wie in einem Wespennest. Für ein Bad in den hellblauen, warmen Fluten reicht es noch bei Tageslicht, dann legt sich die Dunkelheit über uns und das Wasser lässt uns mit lautem Rauschen in die Träume entschwinden.
Nach einem kurzen Spaziergang entlang des Flusses erreichen wir am nächsten Morgen die Grutas - Höhlen und den Tunnel, ein Highlight! Wir schreiten durch einen kalten Wasservorhang und tauchen gleich darauf ins heisse Wasser und in einen Felsentunnel ein, wow, welche Wohltat, so schön hier drin! Es ist dunkel, ein Bademeister zündet mit seiner Taschenlampe, so tasten wir uns hinter ihm her immer weiter in den Tunnel hinein, klettern über Steine und gelangen von einem natürlichen kleinen Pool zum nächsten, heiss ist es hier drinnen wie in einer Sauna, überall sprudelt warmes Wasser aus den Felsen. Gut eingeweicht wechseln wir vom Tunnel in die Höhle, einen Stock tiefer. Das Wasser ist hier nicht so heiss, der natürliche Pool viel grösser, der Wasserdampf verschluckt die Badenden fast und schafft eine spezielle Stimmung, schön! Irgendwann ist genug geplantscht, etwas müde versinken wir für den Rest des Nachmittages in spannende Lektüre…dieser Nordlandkrimi ist wieder mal unglaublich aufregend!
Eine abwechlungsreiche Strecke wartet auf uns, wir fahren durch karge Ebenen, entlang des Stausees Zimapan und sind schon wieder inmitten von tropischen Pflanzen in Xilitla.
Dort möchten wir Las Pozas, den surrealen Skulpturen-Garten von Sir Edward James besuchen, der Garten seiner Träume, geplant und erschaffen zwischen 1949 und 1984.
Es ist Samstag, wir merken und erfahren dass die Mexikaner ein langes Wochenende geniessen und es scheint als sei das halbe Land heute hier in Xilitla…das Ende der Schlange beim Eingang zum Park können wir kaum erkennen! Puhhh…das ist uns jetzt doch etwas zu happig! So machen wir uns zuerst auf ins Dorf und shoppen uns durch die Gassen. Ein grosser Stapel kleine frisch gebackene Tortillas kostet gerade mal 40 Rappen, das reicht für mehrere Iveco-Tortilla-Znacht, dazu ein feiner Käse aus der Region für die Füllung, etwas Gemüse…der Sack wird immer schwerer ! Nach einer Pause auf dem Dorfplatz geht es retour zum Iveco, er steht auf dem Busparkplatz, für heute ist er der Kleinste, eingequetscht zwischen all den Grossen. Für 50 Pesos dürfen wir hier stehenbleiben bis zum nächsten Morgen. Wir spazieren zum Park, die Schlange ist jetzt am späten Nachmittag zünftig geschrumpft, wir stellen uns in die Reihe und schreiten bald durchs Eingangstor.
Der Rundgang durch diesen speziellen Park steckt voller Überraschungen! In viel Urwaldgrün stehen zahlreiche Betonelemente und versteckte Skulpturen, Treppen die ins Nichts führen, Wände ohne Anschluss, Kuppeln, Brücken, Säulen, Nischen, gewundene Pfade, Wasserbecken unter einem natürlicher Wasserfall…verwunschen, verwinkelt, versteckt, zugewachsen, ein Besuch der sich lohnt! Bald ist es dunkel, etwas verloren steht unser Iveco auf dem nun leeren Busparkplatz als wir zurückkommen, alles Busse mit Tagestouristen sind inzwischen abgefahren.
Die Nacht ist laut und unruhig, nach viel jugendlichen Aktivitäten rund um uns sind wir froh als es Morgen wird, hell ist und wir losfahren können! Von Xilitla aus bewegen wir uns die nächsten Tage Richtung Norden, der Grenze entgegen, und etwas rascher als gedacht stehen wir vor dem mexikanischen Zoll in Nuevo Progreso. Ein derartiges Dorf haben wir noch kaum gesehen, es herrscht so viel Betrieb dass wir in gedrosseltem Schritttempo bis zum Zollgebäude schleichen. So viele Touristen sind hier unterwegs, Snowbirds die zum Einkaufen über die Grenze ins günstige Mexico kommen!
Die Mexikaner fertigen uns schnell und unkompliziert ab, Ausreisestempel in den Pass, Ivecopapiere annullieren. Bei den Amerikanern geht es etwas länger. Fragen müssen beantwortet werden, der Iveco wird inspiziert und im Büro will und will der Scanner meine Fingerabdrücke nicht akzeptieren. Der Pass von Beat liegt schon fertig und bereit auf der Theke, aber ohne Fingerabdrücke spuckt der Computer keinen Zettel aus für meinen Pass! Nach einer gefühlten Stunde und etlichen Versuchen bittet die Beamtin mich endlich zu einem anderen Scanner (ich konnte ihr ja nicht gut den Vorschlag machen...) und siehe da, es klappt und auch ich bekomme den gewünschten Stempel in den Pass.
Das Signal steht auf Grün, wir fahren über die Grenze und sind „Back in USA!“
Mexico ist ein Land mit vielen Facetten, landschaftlich, kulturell, kulinarisch! Obwohl wir nicht ganz Mexico gesehen haben, waren wir erstaunt wie schnell wir auf den vielen gefahrenen Kilometern jeweils vom Wüstenland in den bergigen Nadelwald kamen, um kurz darauf einzutauchen in tropische Vegetation, sehr schön und abwechslungsreich ist die Natur und die verschiedenen Klimazonen! Sehr gefallen haben uns auch die schönen Kolonialstädte, die langen Strände in der Baja, die Tage in La Paz, die Schmetterlinge, der Toluca, die Pyramiden und...und, viele Highlights können wir aufzählen! Der Sicherheit wegen haben wir unsere Nachtplätze in Mexico sorgfältiger ausgesucht, fühlten uns dadurch weniger frei als die letzten Monate, aber nie unsicher. Mühe, und nachdenklich machte uns, auch nach diesen Wochen noch, der viele Abfall überall und die Armut der man täglich begegnet! Wir durchfuhren Dörfer, in denen wir nicht hätten aussteigen wollen, andere Dörfer waren freundlich, sauber, voller lachender Gesichter und sogar der Abfall wurde eingesammelt.
Die Wochen in Mexico waren spannend und voller spezieller Eindrücke, eine für uns schöne und neue Erfahrung!
Einmal mehr ist uns aber bewusst in welch privilegiertem Land unser Zuhause ist!